Anselm Feuerbach ist in der Karlsruher Kunsthalle mit zahlreichen repräsentativen Werken vertreten, genannt sei vor allem das großformatige Gemälde „Das Gastmahl des Plato“. Die hier vorgestellte Zeichnung zeigt eine andere Seite des Künstlers. Sie ist weniger große Geste als sorgfältige Detailstudie eines genauen Beobachters.
Ein Rabe liegt rücklings auf einer Steinplatte, den Kopf über deren Rand hinaus nach unten gebogen, während seine Krallen hilflos und wie in einer Geste des Schmerzes nach oben weisen. Das unter seinem Körper hervorragende Messer legt nahe, dass der Vogel getötet wurde, auch wenn keine Spuren einer Verletzung zu erkennen sind. Geradezu zärtlich beschreibt Feuerbach das in nuancenreichen Grautönen schimmernde Gefieder des Tieres, dessen Schönheit die Grausamkeit des Sterbens für einen Augenblick vergessen macht.
Das Zeichnen bildete für Feuerbach die unerlässliche Grundlage seines künstlerischen Schaffens. Die meisten seiner Werke auf Papier stehen mit gemalten Kompositionen in Verbindung. In ihnen skizziert der Künstler die Gesamtidee eines Werkes oder studiert einzelne Details. Die vorliegende Komposition weist lediglich eine lose Verbindung zu dem Gemälde „Mädchen mit totem Vogel“ aus dem Jahr 1854 (Niedersächsisches Landesmuseum Hannover) auf.
Das Blatt kam als Schenkung des mit Feuerbach befreundeten Künstlers Julius Allgeyer (1829–1890) in die Sammlung. Allgeyer hatte Feuerbach in Rom kennengelernt und reproduzierte verschiedene seiner Gemälde als Druckgrafiken und Fotografien.
Das Karlsruher Kupferstichkabinett bewahrt 13 Einzelblätter von Anselm Feuerbach sowie ein kleinformatiges Skizzenbuch, das lediglich 11,4 x 7,2 cm misst.
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