Hirschjagd vor der Stadtsilhouette von Nürnberg

Barocke Panoramadarstellungen sind im Hinblick auf ihre Wahrhaftigkeit nicht immer so zuverlässig, wie sie zu sein scheinen. Im Bild sieht man eine Hirschjagd. Drei Reiter mit einer Meute von Hunden hetzen einen Hirsch und eine Hindin durch einen flachen Teich auf einer Lichtung im ansonsten dichten Wald. Die Lücke im Wald gibt den Blick frei auf das Panorama Nürnbergs, in unmittelbarer Nähe dahinter gelegen. Durch den halb links erkennbaren, charakteristischen Stadtmauerturm ist die Stadt unzweifelhaft als Nürnberg erkennbar. An keiner Stelle trat der Wald jedoch in Wirklichkeit so nah an die Stadtmauern heran, wie es hier im Bild den Anschein hat. Und auch das Wild dürfte sich kaum so nah an die Mauern der Stadt herangewagt haben. Der Weiher im Walde hingegen erinnert – wenn auch in verkleinertem Maßstab – an den Weißensee im Erlenstegener Forst, der vielleicht schon Albrecht Dürer zu einer Aquarellstudie angeregt hat. Vorder- und Hintergrund sind vom Künstler jedenfalls frei miteinander kombiniert, zugunsten der erwünschten Bildwirkung. Heutzutage ist man gewöhnt, ein Bild auf seine Abbildfunktion der Wirklichkeit hin zu befragen. Doch die Barockzeit beurteilte ein Bild eher im Hinblick auf die intelligente und visuell überzeugende Komposition. Das Abbild der Realität und eine ideale, "der Schönheit verpflichtete Zusammenstellung realer Einzelmotive" machen die beiden Pole barocker Landschafts- und Vedutenmalerei aus.