Laut einer Sage war die Vestalin Rhea Silvia, die Tochter des Königs Numitor von Alba Longa, im Schlaf von Mars heimgesucht worden und gebar die Zwillinge Romulus und Remus. Da ihr Onkel Amulius Nachkommen fürchtete, ließ er die Kinder auf dem Fluß Tiber aussetzen. Sie überlebten, weil eine Wölfin sie säugte. Ein Hirte fand die Kinder und übergab sie Acca Larentia, die sie aufzog. Später gründete Romulus an dieser Stelle am Tiber die Stadt Rom. Carlo Maratta (1625-1713) zeigt den Moment, in dem der Hirte Acca Larentia eines der beiden Kinder reicht. Erwartungsvoll neigt sie sich ihm zu, während der neben dem Pferd stehende Faustulus ihr bedeutet, sich der Kinder anzunehmen. Unter dem Feigenbaum Ruminale in der linken Ecke, zeigen die Personifikation des lagernden Tiber mit zwei Nymphen die Stelle an, an der die Kinder von der Wölfin genährt wurden und an der später Rom gegründet werden wird. Nach rechts weglaufend, dreht sich die Wölfin noch einmal um. Zwölf Jahre arbeitete Maratta an diesem Gemälde für den römischen Palazzo dell´Orso des Jesuiten Niccolò Maria Pallavicini. König Friedrich II. von Preußen (1712-1786) kaufte das Bild und sein Pendant, den "Bittgang der Römerinnen zu Coriolan" von Ciro Ferri (1634-1689), von dessen Erben. Beide Bilder ließ er 1764 in seiner Bildergalerie in Sanssouci aufhängen. (Franziska Windt)