Die Tänzerin Maria Sallé

Maria Sallé (1707-1756) war eine der berühmtesten Tänzerinnen ihrer Zeit. Ihr Stil galt als ausdrucksvoll und graziös. Ebenso bekannt wie ihre künstlerischen Leistungen war ihr als untadelig empfundener Lebenswandel. Auf beide Eigenschaften nimmt Nicolas Lancrets (1690-1743) Gemälde Bezug: Sallé ist – wie Venus- von den drei Grazien rechts im Gemälde begleitet und tanzt als Nymphe Dianas vor dem Tempel der keuschen Mond- und Jagdgöttin links. Zahlreiche Äußerungen von Zeitgenossen – allen voran Voltaire – belegen, dass diese Anspielungen unmittelbar verstanden wurden.
Nicolas Lancret hatte 1731 zunächst ein Porträt der Tänzerin Marie Camargo (1710-1770) gemalt, anschließend eine Darstellung Sallés, die er beide sofort stechen ließ. Die Radierung nach dem Sallé-Porträt von Nicolas IV de Larmessin (1684-1755) erschien 1732. Beide Tänzerinnen gehörten zur ersten Generation weiblicher Stars an der Pariser Oper. Ihr gegensätzlicher Stil führte zu einer von der Öffentlichkeit gern diskutierten Rivalität. Galt Sallé als anmutig und graziös, so war Camargo berühmt durch ihren athletischen Tanzstil. 1752 erschienen beide Gemälde auf der Versteigerung der Sammlung Cottin in Paris. 1769 sind sie im Berliner Palais des Prinzen Heinrich von Preußen (1726-1802). Die Neuauflage von Friedrich Nicolais (1733-1811) Beschreibungen 1779 nennt sie dort nicht mehr. Es ist also anzunehmen, dass sie sich 1778 bereits in Rheinsberg in einem erdgeschossraum neben dem Billardsaal (wohl im Bereich der späteren Puderkammer) befand, „[…] worinn viele Pastelstücke und andere Gemählde hängen […]“. Eindeutig nachweisbar ist das Gemälde wieder im Rheinberger Inventar von 1802 in der Sommerwohnung des Prinzen.
(Christoph Martin Vogtherr, bearb. Franziska Ratajczak)