Im Vordergrund des Reliefs ist ein feierlicher Zug der "Apollinischen Trias" dargestellt: Apollo, seine Schwester Diana und seine Mutter Latona schreiten in langen Gewändern nach rechts zu einem Rundaltar, neben dem die geflügelte Siegesgöttin Victoria steht. Apollo trägt sein Saiteninstrument (Kithara) in der Linken und hält eine Opferschale in der Rechten, Victoria spendet aus einer hoch gehaltenen Opferkanne Wein in die Schale. Diana ist am umgehängten Köcher und Bogen zu erkennen, in der Linken trägt sie eine Fackel. Latona hält ein Zepter in der Linken, die Rechte hat sie hinter die Schulter geführt und hebt ihren Mantel. Die Komposition wird an den beiden Seiten durch je einen Pfeiler gerahmt. Auf dem rechten, kleineren, ist ein Standbild des nackten Apollo zu erkennen; auf dem linken, dreiseitigen, befand sich ehemals ein Dreifußkessel. Ort des Opfers ist ein Heiligtum: Die Mauer hinter den Göttern ist als Umfriedung eines Kultbezirks (Temenos) zu deuten, der von einem im Hintergrund sichtbaren, übereck dargestellten Tempel dominiert wird. Akkurat sind die architektonischen Details des Baus wiedergegeben: acht korinthische Kapitelle, der Architrav mit Mäanderband, der Fries mit Wagenrennen, das mit Akroterien und Palmetten-Antefixen verzierte Dach sowie ein skulpturengeschmücktes Giebelfeld mit Tritonen und Medusenschild. Rechts ragt eine knorrige Platane hinter der Mauer hervor. Die Feierlichkeit des würdevollen Zuges und der Opferhandlung wird durch die bewusst gewählte altertümliche Darstellungsform der Figuren unterstrichen. Zu diesen ›archaistischen‹ Stilelementen zählen die manieriert abgespreizten Finger aller vier Figuren, die überlängten Proportionen der Körper sowie die kunstvoll stilisierten Zickzack-Falten der Gewänder. Die Thematik und der Stil des Reliefs erklären sich aus der großen Bedeutung des Apollo als persönlicher Schutzgott des Octavian/Augustus seit der Schlacht von Actium im Jahre 31 v. Chr. Für den Gott ließ Augustus in Rom einen neuen Tempel neben seinem Haus auf dem Palatin errichten, ältere Tempel des Gottes – etwa denjenigen am Circus Flaminius – ließ er restaurieren. Das Relief ist kein Einzelstück: 16 weitere vergleichbare Exemplare sind bislang bekannt, die aufgrund einiger grundlegender Abweichungen in drei verschiedene Typen gegliedert worden sind. Der serienhafte Charakter ist bei unserem Stück auch anhand eines technischen Details festzustellen: Vier sog. Messpunkte – drei davon auf dem oberen Rand der Temenosmauer, ein vierter vor dem linken Fuß der Latona – sind die noch sichtbaren Relikte des Kopierverfahrens. Man hat aber nicht von einem einzigen Prototyp älterer Zeit auszugehen; vielmehr flossen in diesen durchgängig im 1. Jahrhundert v. Chr. entstandenen Reliefs verschiedene ikonographische und stilistische Eigenheiten späthellenistischer Kunstproduktion ein, etwa die Darstellung alter Bäume im Kontext von Heiligtümern oder die archaistischen Stilelemente der Götterfiguren. Typus II, dem auch das Berliner Exemplar zuzurechnen ist, kann von den drei Typen als der jüngste angesehen werden. Insbesondere der architektonische Hintergrund, aber auch der Rundaltar und der ehemals von einem Dreifuß bekrönte Dreieckpfeiler am linken Rand im Vordergrund sind wohl erst von dem Bildhauer hinzugefügt worden, dem der Entwurf dieses Typus zu verdanken ist.