global village
das radicens stadion
09.06.-09.07.2006
open air
Live-Konzerte in der
KULTURBRAUEREI
Do 22.06. Kesselhaus 21 h
Titty Twister Party mit
TITO & TARANTULA
support: Esgmeg (CZ) & DJ Vossi
mit vorheriger Fußballübertragung!!!
So 02.07. Kulturbrauerei 19 h
LENINGRAD COWBOYS
WW
Mo 03.07. Kulturbrauerei 19 h
SERGENT GARCIA,
PANTEON ROCOCO,
DIE OHRBOOTEN
Do 06.07. Kulturbrauerei 19 h
THE BOSS HOSS
support. The Alpine & Asher Lane
Fr 07.07. Kulturbrauerei 19h
FETTES BROT
support. Virginia Jetzt!
after-show-party. Connected-Sounds
präs, von: radioeinst +[O30)
Ticketotline: 2309 9333|info: 44315151
www.kesselhaus-berlin.de
ZWEI APFELSINEN IM HAAR
Brasilien zeigt beim Copa da Cultura, was es alles zu bieten hat
TEXT: FRIEDHELM TEICKE
,,Brasilien ist musikalisch gesehen kein Land,
sondern ein Kontinent", sagt Brasiliens Kultur-
minister, der Sänger Gilberto Gil, und gibt jetzt
mit der von ihm co-kuratierten Popkonzertreihe
zur brasilianischen
schen Kulturoffensive Copa da
Cultura
Auftritt
Den
Den
spektakulärsten
dürfte woni Francisco
Buarque de Holanda haben, besser bekannt als
Chico Buarque. Schließlich
ist der „großartige
Alleskönner" (Tom Jobim) seit sechs Jahren
nicht mehr aufgetreten, aber wenn Gil und als
Anlass der Fußball rufen, dann sagt der
leidenschaftliche Fußballfan natürlich nicht
nein. Vielleicht war es auch ganz hilfreich, dass
der Mittelstürmer der
der Prominentenmannschaft
Politheama nach acht Jahren erstmals mit
Carioca wieder
eine neue (übrigens sehr schöne)
Platte am Start hat.
Der in seiner Heimat auch wegen seines poetisch
ausgefuchsten Widerstands gegen das Militärre-
gime der 60er und 70er Jahre vergötterte
que schaffte 1966 mit dem Song . A Banda" (Die
Kapelle) seinen Durchbruch. Auch international,
in Deutschland ist der Song jedoch in einem
Schlagerarrangement als Hymne auf eine Mexi-
kanerin (!) mit zwei Apfelsinen im Haar und an
der Hüfte Bananen" bekannt geworden.
Die alte Welt wusste ja schon immer die Erzeug-
nisse seiner Kolonien auszubeuten. Das musste
auch Jorge Ben Jor erfahren, dessen Lied ., Taj
Mahal" von Rod Stewart zu ...Do You Think I'm
wurde. Den Plagiatsprozess
Sexy" umgebastelt wurde
immerhin gewann
der Urheber unzähliger Musi-
ca-Popular-Brasileira-Hits. Auch Ben Jors., Mas
que nada" wurde von zahllosen Interpreten ge-
covert. Das Werk des ebenso wie Buarque ein-
gefleischten Fußballfans enthält unzählige
markante Hits und ist eine gern genutzte Fund-
grube für DJs, nicht nur aus Brasilien. Und
Kurator Gilberto Gil hat natürlich auch DJs ein-
Wieder im Spiel: Chico Buarque
geladen. Etwa den aus São Paulo stammenden
DJ Marky, der als Marky Mark im London der
90er Jahre dem Drum&Bass auf die Beine half.
Oder DJ Dolores aus Recife, trotz des Namens
keine Frau, sondern ein Man
ein Mann, der traditionelle
Lieder und Rhythmen des ländlichen Nordo-
stens mit Elektrobeats sowie Rock- und Dub-
Elementen Tursant undert fit macht. Die
harte, schnelle, dreckige Rap-Musik aus den
Favelas von Rio de Janeiro hat DJ Marlborok
Gepack. Er ist Produzent unzähliger Baile
Hits,
deren Texte oft derartig schweinisch und
sexistisch sind, dass man froh sein kann...us
außerhalb
Brasiliens kaum jemand die Texte von
Songs wie „Popozuda Rock'n'Roll" - bekannt
aus der Coca-Cola-Werbung - versteht. Immer-
hit na der Spot der Welt gezeigt, dass der
härteste Hip Hop Baile-Funk heißt.
Weniger schwanzgesteuert ist das Sound-For-
schungsprojekt Instituto, ein Musikerpool, der
verschiedene Talente verbindet. Das Projekt
handelt damit ganz im Sinne der Erfinder der
Kulturbewegung Tropicalia, und rührt aus dem
Topf von Traditionen und neuen Entwicklungen
ihr eigenes Süppchen an. Weitere Highlights:
Meisterpercussionist Nana Vasconcelos, Sam-
ba-Röhre Elza Soares und der Avantgarde-Rock-
poet Arnaldo Antunes.
Welche Musik aber wird in Brasilien heutzutage
un meisten gehört? Samba? Choro? Die filigra-
nen Popsongs Caetanos oder Chico Buarques?
Nein, es ist die einfach gestrickte „Música
Sertaneja
aneja". Musik, die klingt, als ob eine Mari-
aschi-Band mit Truck Stop und Julio Iglesias ge-
kreuzt wurde. Seien wir froh, das Kurator Gil-
berto Gil uns diese ultraromantische Pop-Coun-
try-Musik beim Copa da Cultura erspart hat.
Festival: ,,Copa da Cultura", 10.6.-8.7., Haus
der Kulturen der Welt. (Karten 5-10 Euro)