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Documents from Gilberto Gil's Private Archive

Instituto Gilberto Gil

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Brasilien

  • Titel: Documents from Gilberto Gil's Private Archive
  • Transkript:
    Stuttgarter Zeitung Im Zeichen der Currywurst Wie sich Berlin auf das Turnier vorbereitet Wussten Sie, dass es in Deutsch- land 1500 Wurstsorten gibt? Nein? Dann haben Sie offenbar Ihr Schulungshandbuch als Gast- geber für die Weltmeisterschaft noch nicht ausreichend durchge- arbeitet. Dort stehen nämlich sol- che und andere harte Fakten. Wenn irgendjemand Spezia- list in Sachen Wurst ist, dann dürften das wohl die Berliner sein. Zugegeben, keiner versteht einen, wenn man ein Saiten würschtle zum Kartoffelsalat wünscht. (Wobei ein barbari- scher Kollege gerade einwirft, ein Saitenwürschtle sei nichts anderes als eine ordinäre Brüh- wurst.) Immerhin ist in Berlin die Currywurst erfunden wor- den das spricht für die prinzipielle Auf- geschlossenheit gegenüber dem Neuen. Denn mit der Curry- von Bauer wurst ist es im Katja Prinzip auch nicht anders als mit dem Fugu im Sushi-Laden oder mit dem Kokain an der Kurfürstenstraße: Man weiß nie, was noch so drin ist. Also, mit Wurst kennen sich die Berliner prinzipiell aus. Weil überall, wo auch nur der Hauch einer Chance besteht, dass ir- gendein Ereignis stattfinden könnte, zuallererst immer eine Wurstbude aufgebaut wird. Und auch Fußballhasser werden zuge- ben müssen, dass die WM nun echt ein Ereignis ist. Bisher hat der Hauptstadt noch niemand gezählt, wie viele Wurstbuden in den nächsten Wochen aufgestellt werden. Sonst ist aber alles gezählt und vermessen worden. Zwölf Fuß- ballfelder groß wird zum Bei- spiel die größte offizielle Fan- meile der Republik auf der Straße des 17. Juni sein. Und 32 Meter im Durchmesser hat der größte Fußball der Republik Weil nämlich ein Marketingstra- tege eines Telekommunikations- S. B 18 1/2 konzerns die Kugel des Fernseh- turms als weiß-rosafarbenes Le- der verkleidet hat. Wir warten jetzt auf ein kugelrundes Handy, mit dem man dribbeln und tele- fonieren kann. Das wird der Fan brauchen, weil die Fanmeile nämlich in Wirklichkeit so lang ist, dass man sich nicht mal eben auf Zuruf verabreden kann. Sie zieht sich vom Regierungs- viertel bis über den Potsdamer Platz hinaus zum Kulturforum. Und der Fußball wird in unser aller Leben so riesengroß sein, dass man sich zum Beispiel ne- ben einer gigantischen Stollen- schuhskulptur vor dem Kanzler- amt oder vor dem Fußballglobus am Brandenburger Tor vorkom- men wird wie ein Bolzplatzgul- liver auf Entde- ckungsreise. Auf dem Ra- sen direkt vor dem Reichstag kann man einen weiteren Super- lativ bewun- dern: Dort fin- det das teuerste Sportartikelidentifikationspro- jekt der Geschichte statt. Der Herrenausstatter der deutschen Elf hat ein Olympiastadion nach- gebaut, in das 10 000 Leute und auf jeden Fall drei dicke Streifen passen. Dorthin werden alle Spiele übertragen. Das gilt - ab- gesehen von vielen Biergärten, Vereinsgaststätten, Stadien auch noch für andere promi- nente Plätze: Im Sony-Center, in der Waldbühne und an der Neuen Nationalgalerie ist Kicken gucken angesagt. Glücklicher- weise ist es bei dieser WM zum ersten Mal dass man sich als Fußi-Freund outen kann, ohne gleich als Kulturmuffel zu gel- ten. Eher umgekehrt: unter dem Deckmäntelchen der kulturellen Beflissenheit kann man sich un- geniert dem Fußball widmen. Alle möglichen Museen beschäf- tigen sich mit Fußball, im Haus der Kulturen der Welt präsen- tiert sich Brasilien, in einer
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