eiden Sie bloß Berlin
während der Fußball-
weltmeisterschaft!?
Von wegen. Da lacht
ja der Bär. Gerade die
Hauptstadt eignet sich prima zum Ab-
tauchen während der oder auch zwi-
schen den Wettkämpfen.
M
Hier geht es rund während der
WM, es gibt noch genügend Alternati-
ven in der Hauptstadt, verschwie-
gene Orte, wo man sich vor den Fans
verstecken kann - auf Freuds Couch
beispielsweise. Oder abtauchen in die
versunkenen Welten Alexandrias. In
Berlin existiert beides in friedlichem
Nebeneinander: WM-Kunst und -Abs-
tinenz. Eigentlich eine wunderbare Mi-
schung für alle, die sich auf den Weg
in die Hauptstadt machen.
Denn während gleichzeitig natür-
lich Kunst und Kultur sich verbeugen
vor König Fußball, was durchaus reiz-
voll anzusehen ist, auch für diejeni-
gen, die sonst nichts hören und se-
hen wollen von den Weltkickern, ist
vieles anderes zu sehen.
S.B2 3
Klangvolle Ablenkung
Ganz so einfach wird es nicht, beim
Klangkunst-Festival Sonambiente"
den Fußball zu vergessen. Denn die
Veranstalter haben als Zugeständnis
eine Fußball-Lounge im Haus der Ber-
liner Festspiele eingerichtet. Aber viel-
leicht kann man hier wie im Kinderpa-
radies von Ikea fußballbegeisterte Be-
gleiter einfach abgeben.
Das Festival ist allein wegen seiner
ungewöhnlichen Orte ein Tipp, wie die
ehemalige Polnische Botschaft Unter
den Linden und das Alte Pumpwerk in
der Holzmarktstraße. Oder die neue
Lieber auf die Couch
In Berlin kann man während der Fußballweltmeisterschaft auch prima abtauchen
KERSTIN SCHNEIDER BERLIN
SCHWERPUNKT:
WM 2006
Jetzt geht's los!
Akademie der Künste am Pariser
Platz. Dutzende Künstler sind in 20
verschiedenen Ecken der Stadt zu ent
decken. In Opera for a Small Room"
dokumentieren zum Beispiel Janet
Cardiff und George Bures Miller die
Musikleidenschaft eines Holzfällers:
Candice Breitz lässt in „Legend" 30
Lieder von Bob Marley nachsingen.
Sonambiente Berlin, bis 16. Juli
2006, www.sonambiente.net
Viel Meer sehen
Draußen helle Sonne, drinnen Däm-
merlicht. Eine der schönsten Zu-
fluchtsstätten für alle WM-Flucht-
linge ist die Schau „Versunkene
Wel.
ten" im Martin-Gropius-Bau. In magi.
schem Licht zeigen hier Archäologen
Schätze aus sagenumwobenen Orten
wie dem antiken Hafen von Alexan
dria, aus der verloren geglaubten
Stadt Heraklion und der Stadt Kano
pus - spektakuläre Funde des Mee
res-Archäologen Franck Goddio aus
den vergangenen zehn Jahren. In
langjähriger, mühevoller Arbeit wur-
den sie geborgen und dann restau-
riert. Neben drei fünf Meter hohen ko-
lossen aus Granit verblasst jeder Fuß-
ballgott.
Versunkene Welten - Kultur-
schätze aus Alexandria, Martin-Gro-
pius-Bau, Niederkirchnerstraße 7,
bis 4. September.
www.aegyptens-versunkene-
schaetze.org
Trikot kunstvoll kaputt
Patenkind Lenny nennt zehn Fußball-
trikots sein Eigen. Keines davon
würde es für eine Kunstaktion herge-
ben. Dabei kann man die Sportlerhem-
den ganz hübsch verwandeln. Fünf
junge Modemacher haben aus Tri-
kots neue Entwürfe gebastelt.
Hinter dem Fanshop der Globalisie-
rung steckt Protest gegen Kommerz.
Das französische Trikot der Weltmeis-
ter von 1998 wird zum Gewand für ei-
nen vermummten Demonstranten.
Der schwarze Schiedsrichter-Dress
verwandelt sich in ein Business-Kleid
für Geschäftsfrauen.
Fanshop der Globalisierung, Volks-
bühne, Rosa-Luxemburg-Platz 5,
bis 11. Juli 2006
www.volksbuehne-berlin.de
Vorher ist die Wanderausstellung
der Bundeszentrale für politische
Bildung in München, Leipzig. Han-
nover und Hamburg zu sehen.
www.bpb.de
Die alternative
Fernsehrevue
Der Potsdamer Platz ist einer der zen-
tralen Plätze für Fußballfans. Gut zu
wissen, dass man sich d
h dort ins gerade
eröffnete Fernsehmuseum flüchten
kann. Im spektakulär gestalteten
Spiegelsaal läuft eine Revue aus 50
Jahren Fernsehgeschichte. Einfach
Platz nehmen auf einem der kubi-
schen Sitze und sich ins Universum
der Bilder entführen lassen.
Hier beweist sich, dass Fernsehen
auch Kunst werden kann. Und oben
im Programm-Raum kann sich dann
jeder seine eigenen Sendungen zu-
sammenstellen: von der Linden-
straße bis zum DDR-Klassiker Da
lacht der Bär."
Fernsehmuseum, Potsdamer Platz,
www.filmmuseum-berlin.de
Ocultar TranscriçãoMostrar Transcrição