Deutschlandradio Kultur - Fazit - Sportlich und kulturell
Im Haus der Kulturen der Welt präsentierte die brasilianische Kultur-Selecao einen
ersten Vorgeschmack auf die Auswahl kultureller Projekte. Eigentlich waren aber
viele zu der Pressekonferenz geeilt, um Gil und Pelé zu sehen. Der fehlte leider.
Dafür war Hertha-Star Marcelinho vorbeigekommen, der dem Kulturprogramm ein
bisschen die Show stahl.
Sind wir somit doch wieder beim Klischee der fröhlichen, singenden,
fußballbegeisterten Brasilianer angelangt, die jeden Sieg wie Karneval feiern? Bei
denen Samba und Fußball zusammengehören wie Foul und Elfmeter? Vielleicht ja,
aber das scheint jedenfalls für Gilberto Gil kein Problem zu sein - und das ist
irgendwie wieder genauso, wie wir das von Brasilien kennen und mögen: sehr
sympathisch.
Ich denke, wir müssen uns nicht von Klischees emanzipieren, wir müssen uns
dafür nicht schamen, weil auch die Klischees auf der brasilianischen Realität
beruhen und was da zum Ausbruch kommt. Deshalb verteidige ich diese Klischees,
die im Lauf der Zeit entstanden sind, die Musik, den Karneval, den Fußball, die
Mischung vieler Rassen und Kulturen, aber wir müssen etwas darüber hinaus
anbieten als Nation mit fast 200 Millionen Menschen und einer enormen kulturellen
Vielfalt und verschiedensten Regionen.
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Die Mischung soll heißen: Große Namen und unentdeckte Talente. Eine
Ausstellung The Image of Sound: Football wird Kunstwerke zeigen, zu denen die
Künstler von Musikstücken inspiriert wurden.
Die beiden Kulturminister Gilberto Gil und Bernd Neumann tauschten als Kollegen
zahlreiche Höflichkeiten und dann sogar Trikots - historische versteht sich.
Neumann verschenkt ein Originaltrikot der deutschen Siegermannschaft von 54,
Gil revanchiert sich mit einer Replik von anno 58 in gelb-grün und bekennt:
Ich habe es schon dem Minister erzählt, bei diesem ersten WM-Titel der Deutschen
1954, habe ich das erste Mal und eventuell auch das letzte Mal, aber da bin ich
mir nicht sicher, ganz fest zu Deutschland gehalten. Ungarn hatte zuvor Brasilien
im Halbfinale besiegt. Und ich habe gegen meinen Vater gewettet, der auf Ungarn,
den Favoriten gesetzt hat.
Nette Worte vom Ministerkollegen zum colega ministro bestimmten das Ambiente
heute in Berlin. Noch weniger als auf das genaue Programm des Kulturen-Cups
wollte man sich allerdings auf den Ausgang des Endspiels festlegen. Soviel wurde
gesagt: Unabhängig von der Auslosung morgen können Deutschland und Brasilien
frühestens im Endspiel aufeinander treffen - und nicht nur der brasilianische
Botschafter hielt sich mit einer Prognose, wer dieses gewinnen würde
"diplomatisch" zurück. Bei der Copa da cultura jedenfalls soll es keine Verlierer
geben - und so reist - ebenfalls als Teil des Projekts 2006 - auch Kultur aus
Deutschland nach Brasilien.
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© 2005 Deutschlandradio
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