Diphyllobothrium latum. Auch Breiter Bandwurm. Deutschland. Um 1811.
Der Fischbandwurm stammt aus einer Stuhlprobe des deutschen Arztes Samuel Thomas von
Sömmerring und ist eines der weltweit ältesten vollständigen Bandwurmpräparate.
DER WIENER WURMDOKTOR
Im Jahr 1811 wandte sich Johann Gottfried Bremser, Kustos am k. k. Naturalienkabinett in Wien, bedeutender Spezialist für Eingeweidewürmer und auch als „Wurmdoktor von Wien“ bekannt, mit der eindringlichen Bitte an seine Fachkollegen, „Helminthen der Wiener Sammlung mitzutheilen“. Kurz darauf schickte ihm der deutsche Anatom Samuel Thomas von Sömmerring in einer Schachtel einen Fischbandwurm, den er sich selbst abgetrieben hatte.
Für Bremser stellte das Geschenk eine Kostbarkeit dar. Da der Breite Bandwurm ausschließlich durch den Genuss von rohem Fisch übertragen wird, war dieser Parasit in Wien entsprechend selten. Die wenigsten Patienten des Wiener Wurmdoktors stammten aus Gegenden, wo roher Fisch auf dem Speiseplan stand. Anhand des vollständigen Sömmerring-Wurms konnte Bremser erstmals den Kopf des Fischbandwurms eindeutig beschreiben, abbilden und von den Kettenwürmern, wie Schweine- und Rinderbandwurm, unterscheiden.
Heute besteht die Gefahr, dass Fischbandwurm-Infektionen – vor allem durch den vermehrten Genuss von rohem Fisch in Form von Sushi – wieder zunehmen. In Österreich sind aber in den letzten Jahren nur vereinzelte Infektionsfälle bekannt geworden: bei Hunden und bei Eisbären im Zoo. Im Übrigen richten Bandwürmer bei Mensch und Tier relativ geringen Schaden an – abgesehen von einem fallweise drastischen Vitamin-B12-Mangel.
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