Der in Ungarn geborene Maler, Fotograf und Typograf László Moholy-Nagy zählt zu den führenden Vertretern des Konstruktivismus. Das Gemälde „E IV“ ist ein exemplarisches Beispiel dieser Richtung und ein charakteristisches Werk des Künstlers, der als Lehrer am Bauhaus von 1923 bis 1928 die konstruktivistische Position dort am radikalsten vertrat.
Vor einem schwarzen Hintergrund – nach dem Verständnis der Konstruktivisten ein unendlicher Raum – scheinen einander überlagernde Farbstreifen, Winkel und Kreissegmente schwerelos zu schweben. Die unregelmäßigen Laufrichtungen und die ringsum über den Bildrand hinausgreifenden Stoßrichtungen der Elemente erwecken den Anschein der Rotation.
Die Komposition ist in den für den Konstruktivismus typischen Farben Schwarz, Grau, Rot, Blau und Gelb gehalten. An den Kreuzungspunkten der Elemente ergeben sich Mischungen, wo das helle Grau die reinen Farbbahnen trifft: Die Farbe erscheint in unterschiedlicher Tiefe gestaffelt, was eine räumliche Wirkung erzeugt.
Moholy-Nagy geht es in dem Bild darum, abstrakte Prinzipien wie Raum und Bewegung anschaulich zu machen – ein Anspruch, den er auch in seinen kinetischen Skulpturen umsetzte. Nach dem Zusammenbruch der alten Welt im Ersten Weltkrieg wollte er eine neue, moderne Kunst konstruieren, die dem objektiven Geist des technischen Zeitalters entsprechen sollte.