Bereits mit Courbets 1851 entstandenen »Steineklopfern« hatte das Thema der körperlichen Arbeit Eingang in die Bildwelt des 19. Jahrhunderts gefunden. Menzels erste Zeichnungen einer Industrieanlage, des Heckmannschen Messingwerkes in Berlin, entstanden 1869. Der Anstoß für »Das Eisenwalzwerk« ging wohl von Menzels Freund Paul Meyerheim aus, der im Auftrag des Industriellen Borsig einen Zyklus zur Geschichte der Eisenbahn ausführte. 1872 reiste Menzel nach Königshütte in Oberschlesien, um sich mit den Gegebenheiten der dortigen Fabrik vertraut zu machen. In wochenlanger Arbeit zeichnete er Hunderte von vorbereitenden Skizzen. Die figurenreiche Darstellung des Gemäldes ist mit der gestalterischen Kraft des erfahrenen Malers großer Gruppenszenen als kraftvolle Demonstration moderner Industriearbeit komponiert. In dampferfüllter Dämmerung mischen sich flackerndes Glutlicht und bizarre Schatten zu einem dämonischen Schauspiel des Ringens von Mensch und Maschine. Dem bewegten und farblich dynamischen Mittelteil des Bildes wird im oberen Drittel der Bildfläche eine ruhigere, von diffusem Tageslicht erhellte Zone entgegengesetzt. Das scheinbare Chaos der komplizierten Maschinerie des Walzwerkes läßt die Abhängigkeit der Arbeiter, die sich diesem rigorosen Lauf unterzuordnen haben, deutlicher hervortreten. Doch nicht den sozialkritischen Aspekten dieses Prozesses, sondern der künstlerischen Herausforderung,welche die Wiedergabe des Fabrikationsablaufes und die Gestaltung der beteiligten Menschengruppen erfordert, galt Menzels vorrangiges Augenmerk. Das Alltägliche war ihm das Interessante, nicht die Darstellung der existentiellen Bedrohung des Menschen durch das Maschinenzeitalter. In »Das Eisenwalzwerk« gelangt Menzels Darstellung zu einem gestalterischen Höhepunkt.
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