1889 fiel es den Königsberger Malern Carl Steffeck, Emil Neide und Georg Knorr zu, die Aula des 1874 eröffneten Königlichen Wilhelms-Gymnasiums zu Königsberg mit Darstellungen zur preußischen Geschichte sowie zum damaligen humanistischen Bildungsverständnis zu schmücken. Das Bildprogramm hatte vermutlich Emil Grosse, der Direktor des Gymnasiums, vorgegeben, der auch die Inschriften der Aula aus den Reden Kaiser Wilhelms ausgewählt hatte. Unter dem von Knorr gemalten ›pädagogischen‹ Fries (»Sokrates und seine Schüler«, »Die Klosterschule«, »Philipp Melanchthon, der Schüler Reuchlins und Desiderius Erasmus’« sowie »Wilhelm von Humboldt in Beratung mit seinen Räten über die Reform des Gymnasiums«) waren an der Südwand drei Darstellungen von Emil Neide zu sehen (»Einführung der Reformation durch Herzog Albrecht«, »Kopernikus« und »Kant im Gespräch mit Fichte«). Die Nordwand zierten drei Szenen aus der regionalen Geschichte von Carl Steffeck: »Einzug der Ordensritter in die Marienburg«, »König Friedrich Wilhelm III. im Gespräch mit Stein und Yorck« sowie »Königin Luise mit ihren Söhnen im Park von Luisenwahl«. Finanziert aus dem Staatsfonds für Kunstzwecke zur Förderung der monumentalen Malerei und Plastik, fielen die Entwürfe für die Wandmalereien nach Vollendung der Arbeiten 1890 an den preußischen Staat. Steffecks Entwürfe gelangten in die Sammlung der Zeichnungen der Nationalgalerie. Die Wandmalereien wurden durch Luftangriffe 1945 zerstört. | Regina Freyberger