Marienkäfersammlung von Ernst Grundmann

Anatis ocellata. Coccinellidae. Spezialsammlung von Ernst Grundmann. 1970.

Akribisch geführte Privatsammlungen wie die Marienkäfer-Spezialsammlung von Ernst
Grundmann sind für die Forschung an naturhistorischen Museen von unermesslichem Wert.

DIE MENGE MACHT`S
Eine neu entdeckte Tier- oder Pflanzenart wird bei ihrer wissenschaftlichen Bearbeitung anhand eines Typusexemplars definiert. Bei sehr artenreichen Tiergruppen mit kurzer Generationsdauer wie den Insekten stößt diese Methode jedoch an ihre Grenzen. Je nach Lebensraum, Jahreszeit und Geschlecht können sich zum Beispiel Marienkäfer in ihrem Aussehen stark voneinander unterscheiden – sowohl in der Farbe ihrer Flügeldecken als auch in der Zeichnung. Zwei, vier, sieben, viele oder auch gar keine Punkte, aber auch Flecken und sonstige Muster kommen bei einer einzigen Art vor.
Als Ernst Grundmann, ehrenamtlicher Mitarbeiter des NHM, vor Jahrzehnten anfing, sich mit Marienkäfern zu beschäftigen, war man sich dieser Tatsache noch nicht bewusst. Grundmann glaubte, viele verschiedene Arten vor sich zu haben. Nach aktuellem Stand der Forschung enthält seine Coccinelliden-Sammlung jedoch nicht hunderte Arten, sondern nur einige Dutzend.
Das macht sie aber nicht weniger wertvoll, im Gegenteil. Weil zu jedem Käfer detaillierte Beschreibungen von Fundort und Fundumständen existieren, können Verbreitungsmuster, jahreszeitliches Auftreten und vieles mehr rekonstruiert werden. So lässt sich zum Beispiel belegen, dass der Asiatische oder Vielfarbige Marienkäfer Harmonia axyridis, der vermutlich um 2000 eingeschleppt wurde und sich seither rasant ausbreitet, bis 1970 in Europa überhaupt nicht vorkam.
Die ausgestellte „Original-Lade“ umfasst ausschließlich Vertreter von Anatis ocellata, der größten europäischen Marienkäferart. Sie repräsentiert nur einen winzigen Teil der gesamten Sammlung; der weitaus umfangreichere Teil ist im Tiefspeicher gelagert.