Dem so charakteristischen Werken von Henri Rousseau gingen vielfach gut beobachtete Studien nach der Natur voran. Töne und Übergänge sind mit sicherer Hand festgehalten. Die spätere Umformung zu einem scheinbar naiven Bild ist bewußte Stilisierung. Die vorliegende Skizze zu dem Bild »Haus in einem Pariser Vorort« (35,5 × 46,5 cm, Museum of Art, Carnegie Institute, Pittsburgh, vormals Sammlung Max Weber, New York), zeigt rechts einen Weg, eher Wall, der über ödes Land in den Wald führt, links daneben steht ein schmales Haus mit Anbau. In der Ausführung als Gemälde ist das Haus prächtiger geworden, die sandige Fläche zu einem grünen Rasen, die Bäume sind ausgeführter, und das Ganze ist in eine klare Abendstunde versetzt. Wilhelm Uhde, ein früher, einfühlsamer Interpret Rousseaus, der ihn noch gut kannte, schrieb: »Rousseau hat eine große Anzahl Landschaften von Paris und der Banlieu gemalt. […] Wir aber haben diesen Weg erlebt, als wir jung waren, in der Provinz wohnten und des Sonntags mit den Eltern den gewohnten Spaziergang machten. Da fühlten wir, wie die Tage einförmig dahingingen, und haßten diesen so vernünftig und langweilig angelegten Weg, der die Öde des Landes so schlecht verbarg, […]. Zu dieser Welt gehörte er, und er blieb ihr sein Leben lang treu. Er liebte sie mit jener Traurigkeit und Resignation, die der Melancholie der Vorstadt entspricht. Wenn er diese Straßen und Plätze malte, nahm seine Phantasie ihnen das Zufällige und machte aus ihnen menschliche Dokumente, Beiträge zu den Möglichkeiten der menschlichen Seele« (W. Uhde, Henri Rousseau, Düsseldorf 1914, S. 38-41). | Angelika Wesenberg