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Exekias – ein Meister schwarz-figuriger Vasenmalerei

ExekiasUm 540 v. Chr.

Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin

Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin
Berlin, Deutschland

»Exekias bemalte und machte mich« – so lesen wir auf dem Rand dieser Halsamphora. Wie die archaischen Weihgeschenke spricht hier die Vase direkt zum Betrachter. Nur wenige Kunstwerke waren in der Antike signiert; am ehesten noch die Tongefäße, deren Maler jedoch oft nicht mit den Töpfern identisch waren. Der attische Künstler Exekias, der in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts v. Chr. in Athen tätig war, ist besonders durch seine detailreichen schwarz-figurigen Malereien bekannt geworden, jedoch nur drei der von ihm verfertigten Gefäße signierte er als Maler und Töpfer.
Auf den beiden Seiten der Vase sind in der Bauchzone, umrahmt von Lotosblüten- und Lotosknospenketten oben und unten sowie von Voluten und Palmetten unter den Henkeln, zwei gleichwertige Darstellungen aufgemalt. Es wurde also nicht zwischen Vorder- und Rückseite unterschieden, wie es später ab der Mitte des 5. Jahrhunderts v. Chr. zu beobachten ist.
Die eine Seite zeigt den Kampf des Herakles gegen den Nemeischen Löwen, eine der berühmten zwölf Taten, die dem Helden von König Eurystheus auferlegt worden waren. Herakles, nackt und unbewaffnet, bezwingt den Löwen durch einen Würgegriff. Der für den Helden siegreiche Ausgang des Kampfes ist hier durch den labilen Stand des Löwen mit nur einem Hinterlauf auf dem Boden vorausgenommen. Auch die Anwesenheit der Göttin Athena auf der rechten Bildseite, deren feingemustertes Gewand die Meisterschaft des Malers verrät, deutet auf den Sieg des Herakles. Links steht der Gefährte Iolaos, ebenfalls unbekleidet, und schaut gebannt dem Geschehen zu. Beischriften nennen die Namen der Dargestellten.
Auf der anderen Seite sind zwei Krieger zu sehen, die ihre Rosse nach rechts führen. Sie tragen Doppelspeere über der Schulter und große weiße Schilde auf dem Rücken sowie Helme, Panzer und rote Beinschienen. Die Beischriften weisen sie als die Theseussöhne Demophon (rechts) und Akamas (links dahinter) aus. Auch ihre Pferde sind namentlich gekennzeichnet: Demophon führt Kalliphora, und Akamas hat Phalios am Zügel. Durch Ritzlinien sowie aufgesetzte rote und weiße Farben sind die Rüstungen und die Chitone der Männer, Zaumzeug, Mähnen und Schweife der Pferde wiedergegeben. Zwischen den beiden Rossen verläuft senkrecht eine sogenannte Lieblingsinschrift: Onetorides kalos (Onetorides ist schön).
Lieblingsinschriften sind auf vielen athenischen Vasen des 6. und 5. Jahrhunderts v. Chr. zu finden. Die Jünglings-, seltener Mädchennamen mit dem Zusatz kalos bezeichneten nicht nur die Stadtschönheiten, sondern sind auch als eine Art politischer Reklame aufzufassen. Oft beschränken sich die Beischriften auf die neutrale Formel »Der Knabe ist schön« oder einfach »schön«. Durch die Anbringung der Lieblingsinschrift erhält das Bild auf der Kriegerseite ein besonderes Gewicht.
Interessant ist, dass auf den beiden Vasenbildern quasi eine Gegenüberstellung erfolgt: Auf der einen Seite agiert der Held der Peloponnes, Herakles. Als Einzelkämpfer mit göttlichem Beistand verkörpert er das Ideal der Tüchtigkeit eines Individuums. Auf der anderen Seite sind die Söhne des athenischen Nationalhelden Theseus präsent. Die Theseiden erscheinen hier das erste Mal in der athenischen Kunst. Es sollte wahrscheinlich weniger ein mythisches Geschehen dargestellt werden, man denke an den Auszug zum Trojanischen Krieg, sondern eher ein ›Daseinsbild‹: Die Pferde führenden Söhne des Theseus können als Vorbild für die Hippeis gelten, für die Klasse der Reiter/Ritter, der athenischen Aristokratie.

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  • Titel: Exekias – ein Meister schwarz-figuriger Vasenmalerei
  • Ersteller: Exekias
  • Datierung: Um 540 v. Chr.
  • Ort: Aus Vulci
  • Abmessungen: h40,5 cm
  • Typ: Amphora
  • Material: Ton
  • Sammlung: Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
  • Objekterwerb: 1831 aus der Sammlung Dorow-Magnus erworben
  • Inv.-Nr.: F 1720
  • ISIL-Nr.: DE-MUS-814319
  • Externer Link: Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin
  • Copyrights: Text: © Verlag Philipp von Zabern / Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin / U Käs. || Photo: © b p k - || Photo Agency / Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin / Johannes Laurentius / Gerhard Murza
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