„Schreiben Sie mir doch einen Operntext, Fräulein!“ – August 1909: Schönberg und seine Familie verbringen den Sommer in Steinakirchen (Niederösterreich). In den Kreis des Komponisten wurde durch Karl Kraus und Alexander Zemlinsky die angehende Wiener Ärztin Marie Pappenheim eingeführt, die während ihres Medizinstudiums an der Universität Wien unter dem Pseudonym Maria Heim Gedichte schrieb und in der Niederösterreichischen Sommerfrische von Schönberg gebeten wurde, ein Libretto zu verfassen: In Erwartung des Geliebten begibt sich die Frau auf die Suche und beschreitet Irrwege auf den Stationen von Ungewissheit – Erinnerung – Hoffnung – Rationalisierung – Eifersucht – Trauer – und letztlich Sublimierung des Mannes, der lediglich als tote Requisite existiert. Die Tiefe des Waldesszenarios wird zum Projektionsraum von angsttraumatischen Zuständen – Gefahr, Bedrohung, Furcht, Einsamkeit, Grauen, Dunkel – und deutet die subjektive Leidenserfahrung, welche die Frau in vier Szenen zu durchleben hat, naturalistisch um. Arnold Schönberg entwarf im Sinne eines Gesamtkunstwerkes für sein Monodram Erwartung auch die Bühnenbilder sowie eine Drehbühnenkonstruktion, die ein kontinuierliches, visuell schnittloses Schreiten der Protagonistin durch den stilisierten Wald ermöglichen sollte.