Hintere Reihe von links nach rechts: Erich Elias (Helenes Ehemann), Robert, Herbert und Otto. Mittlere Reihe: Helene Elias (geborene Frank), Lotti, Alice (geborene Stern), Hortense, Edith (geborene Holländer). Vordere Reihe: Bernhard (Buddy) Elias, Margot, Stephan Elias. Inmitten ihres engen Verstecks, stellt sich Anne vor, welches Leben ihre Vorfahren einst in Frankfurt geführt haben. Sie schreibt in ihrem Tagebuch:
„Montag, 8. Mai 1944: Liebe Kitty! Habe ich dir eigentlich schon mal was von unserer Familie erzählt? Ich glaube nicht, und deshalb werde ich sofort damit anfangen. Vater wurde in Frankfurt geboren, als Sohn steinreicher Eltern. Michael Frank hatte eine Bank und war Millionär geworden, und Alice Stern, Vaters Mutter, war von sehr vornehmen und reichen Eltern. Michael Frank war in seiner Jugend nicht reich gewesen, hat sich aber ordentlich hochgearbeitet. Vater führte in seiner Jugend ein richtiges Reicher-Eltern-Sohn-Leben, jede Woche Partys, Bälle, Feste, schöne Mädchen, Tanzen, Diners, viele Zimmer und so weiter. All das Geld ging nach Opas Tod verloren, nach dem Weltkrieg und der Inflation war nichts mehr davon übrig. Aber es gab noch genug reiche Verwandte. Vater ist folglich prima-prima erzogen worden und musste gestern schrecklich lachen, weil er das erste Mal in seinem 55-jährigen Leben bei Tisch die Bratpfanne ausgekratzt hat. Mutter war nicht so reich, aber doch auch ganz wohlhabend, und deshalb hören wir oft mit offenem Mund die Geschichten von Verlobungen mit 250 Gästen, von privaten Bällen und Diners. Reich kann man uns auf keinen Fall mehr nennen, aber meine Hoffnung richtet sich auf die Zeit nach dem Krieg. Ich versichere dir, dass ich keinesfalls auf ein so beschränktes Leben aus bin, wie Mutter und Margot sich das wünschen. Ich würde gern ein Jahr nach Paris und ein Jahr nach London gehen, um Sprachen zu lernen und Kunstgeschichte zu studieren. Vergleich das mal mit Margot, die Säuglingsschwester in Palästina werden will. Ich male mir immer schöne Kleider und interessante Menschen aus. Ich will etwas sehen und erleben in der Welt, das habe ich dir schon öfter gesagt, und ein bisschen Geld kann dabei nicht schaden!“