Eisenblüte

Aragonit. Erzberg in der Steiermark. 1875.

Die Eisenblüten vom Steirischen Erzberg sind in der ganzen Welt für ihre Schönheit und ihre
Qualität berühmt. Exemplare dieser Größe wurden auch dort nur selten gefunden.

ZERBRECHLICHE SCHÖNHEIT
Einer der größten österreichischen Bergbaue liegt am Steirischen Erzberg, wo seit mehr als hundert Jahren das Eisenerzmineral Siderit abgebaut wird (Wandgemälde von Robert Russ, Saal II). Die Eisenblüten, die in den Siderit-Klüften am Erzberg gefunden wurden, waren schon in der Frühen Neuzeit beliebte Sammlerstücke. Das dekorative, verästelt wachsende und meist schneeweiße Calciumcarbonat-Mineral Aragonit ist bereits 1642 in Michael Beslers „Merkwürdiger Mineralien-Kammer“ abgebildet. Eine der frühesten detaillierten Beschreibungen der „Eisen-Blum“ stammt aus dem Jahr 1727: „… als Hirschgeweih oder in Gestalt weißer, schöner, glänzender Korallen-Zinken gewachsen; darunter bisweilen Stücke zu 7,5 bis 11 kg.“ Die großen zerbrechlichen Stücke wurden von Trägern auf Buckelkraxn (Tragkörben) zu Fuß vom Erzberg nach Wien gebracht.
Noch immer werden am Erzberg jährlich etwa zwei Millionen Tonnen Eisenerz abgebaut. Bei dieser Förderquote wird das im Vergleich zu brasilianischen Erzlagerstätten sehr arme und unrentable Vorkommen voraussichtlich im Jahr 2020 erschöpft sein.
Die Ära der Eisenblüten-Funde ging schon wesentlich früher zu Ende: Bereits 1916 findet sich in den Mitteilungen der Geologischen Gesellschaft die Beobachtung, dass Anzahl und Größe der Aragonitgänge, und damit auch der Eisenblüten am Erzberg, immer mehr abnehmen. Heute wird das zerbrechliche Mineral durch den Einsatz von Sprengstoff und großen Abbaumaschinen zerstört.
Obwohl zahlreiche Fundstellen von Eisenblüten in aller Welt bekannt sind, gilt die Schönheit und Qualität der Stücke vom Erzberg nach wie vor als einzigartig.