Spielende Formen dokumentiert Franz Marcs Auseinandersetzung mit dem Werk seines Freundes Robert Delaunay, insbesondere den Bildern der Serie Les Fenêtres sur la Ville. Mit dem im Frühjahr 1914 in seinem Wohnhaus in Ried entstandenen Gemälde beschreitet Marc einen eigenständigen Weg der Abstraktion und formuliert seine Variante einer 'reinen' Malerei. Über Proportionen und Farbrhythmen organisiert der Künstler einen Verlauf, der von einer kristallinen Struktur am linken Bildrand über eruptive Farbausbrüche und konstruktive Formen zu ruhigen, organisch anmutenden Figurationen führt. Im Gegensatz zu Delaunays offener Struktur in Les Fenêtres sur la Ville besitzt Marcs Bild ein durch kräftige Rottöne definiertes Zentrum. Seine Abstraktion lässt naturhafte Vorgänge anklingen, das Wachstum von Kristallen und Pflanzen, im Unterschied zu Delaunays Referenz auf die moderne Großstadt. Gleichwohl hat der Künstler nach eigenem Verständnis an einer naturalistischen Kunstauffassung festgehalten. Für ihn, schrieb Marc im Mai 1915, „gibt es keine abstrakte Kunst ohne Gegenstand, der steckt immer drin, ganz klar und eindeutig, nur braucht er nicht immer äußerlich da und augenfällig zu sein“.
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