Tänzelnd balanciert die unbekleidete Schöne auf einer Kugel. Vor sich hält sie einen Luft durchwehten Schleier. Das Tuch ist locker um den Arm gewunden, in einem großen Schwung vorm Körper drapiert und auf der anderen Seite über den linken Arm gelegt. Die solchermaßen bewegt erscheinende Figur lädt dazu ein, von allen Seiten in Augenschein genommen zu werden. Gemeint ist Fortuna, die Göttin des Glücks. Die Kugel zu ihren Füßen ist ein Sinnbild der Welt, deren Schicksal die unbeständige Göttin lenkt. Im ersten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts war das Bild der auf einer Weltkugel stehenden Fortuna im Kreise humanistisch gebildeter Gelehrter entwickelt worden. In Kupferstichen Albrecht Dürers hatte es bereits eine gewisse Verbreitung gefunden. Die Statuette war zur Ausführung im Gussverfahren bestimmt und als Brunnenfigur vorgesehen. Solche Brunnen waren im 16. Jahrhundert sehr beliebt und fanden im städtischen Umfeld ebenso wie in den Häusern der wohlhabenden Patrizier Aufstellung. Die Berliner Fortuna stammt mit einiger Wahrscheinlichkeit aus Augsburg, eines der bedeutendsten Zentren der Renaissance im Norden Europas.
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