Fossiles Austernriff

Crassostrea gryphoides (Riesenauster) & Perna aquitanica (Miesmuschel).
Stetten in Niederösterreich. 16,5 Millionen Jahre.

Die größten Austern und Miesmuscheln, die jemals gelebt haben, bildeten im heutigen Korneuburger
Becken ein gewaltiges Riff. Von dort stammt auch die größte fossile Perle der Welt.

TSUNAMI IM TROPENPARADIES
Das Austernriff bei Korneuburg ist ein Schnappschuss der Erdgeschichte. Sandige und tonige Ablagerungen mit tausenden Fossilien verraten den Paläontologen ziemlich genau, was dort vor 16,5 Millionen Jahren passiert ist. Das Korneuburger Becken war damals Teil einer paradiesischen Landschaft: Eine lang gestreckte Flussmündung reichte weit in ein tropisches Meer hinein. Im flachen Wasser jagten Haie; Rochen und Delfine glitten über den Meeresboden; in den Seegraswiesen weideten Seekühe. Im Gezeitenbereich erstreckte sich ein riesiges Riff mit tausenden von Austern. Nach einem gewaltigen Tsunami begruben große Mengen an Sand und Schlamm das abgestorbene Riff.
So blieb eine erdgeschichtliche Attraktion der Superlative erhalten: das größte fossile Austernriff mit über 15.000 Muschelschalen auf einer Fläche von über 400 Quadratmetern, die größte Riesenauster mit mehr als 80 Zentimeter langen Schalen, die größte fossile Perle mit vier Zentimetern Durchmesser, der älteste Gangesdelfin, die letzten europäischen Alligatoren … Über 650 beschriebene Tier- und Pflanzenarten machen das Korneuburger Becken auch zum wahrscheinlich bestuntersuchten fossilen Lebensraum der Welt.
Das Austernriff wurde zwischen 2005 und 2008 in mehr als 15.000 Arbeitsstunden freigelegt und präpariert. Heute ist es im Geotainment-Park „Fossilienwelt Weinviertel“ in Stetten zu besichtigen (http://fossilienwelt.at).
Zwei kleine Ausschnitte wurden mit großem Aufwand eingeschäumt und als Platten geborgen. Sie vermitteln im NHM einen ersten Eindruck von der paläontologischen Sensation nahe Wien.