Bei der Errichtung bedeutender Bauten wurden seit dem 3. Jahrtausend v. Chr. Gründungsurkunden niedergelegt, die unterschiedlichste Formen und Größen hatten und meist im Baukörper verborgen waren. Sie nennen den Zweck des Bauwerkes, dessen Name und oft auch den Grund für die Bautätigkeit. Namen, Ortsangaben sowie Erwähnungen von Gottheiten sind von großem Wert, da erst hierdurch die Identifikation des Befundes und eine genauere Datierung möglich werden. Die Kupferfigur mit Steinplatte ist eine Sonderform. Sie besteht aus der Komposition einer nagelförmigen Gottheit (erkennbar am Hörnerpaar), die auf dem Kopf einen 'Ziege' trägt. Die Hauptinschrift des Bauherrn befindet sich auf dessen Unterseite. Sie nennt in Sumerisch zwölf Bauwerke, die der Fürst En-ME.TE-na von Lagasch errichten ließ. Die Figur, die den Stein wie ein Nagel im Mauerwerk verankert, trägt eine Kurzfassung derselben Inschrift. Die spirituelle Wirkung des Textes ist somit als eine Bündelung vom Stein über die Figur in das Mauerwerk hinein aufzufassen, die keiner Sichtbarkeit bedarf. Die Schrift bezieht sich deutlich auf die Form der Keilschrift auf Tonurkunden: Die Zeichen sind teilweise mit keilförmigen Ansätzen geritzt. Der archaische Charakter früher mesopotamischer Steininschriften bleibt jedoch bewahrt. [JM]