Die bekannteste Stifterfigur erlangte als „Uta von Naumburg“ Weltruhm. Dabei gehört sie zu jenen Stifterpersönlichkeiten, über deren Biografie wir am wenigsten wissen. Sie lebte an der Wende vom 10. zum 11. Jahrhundert, war die Tochter eines Grafen aus der Harzregion und wurde mit Ekkehard II. vermählt. Das Jahr ihres Todes ist ebenso unbekannt wie weitere Details aus ihrem Leben. Ihr Ruhm verdankt sich allein ihrer figürlichen Erscheinung und geht einher mit der Wiederentdeckung und Idealisierung der mittelalterlichen Bau- und Kunstdenkmäler im 19. Jahrhundert. Uta wurde als „deutsche Ikone“ zur Idealgestalt der mittelalterlichen Frau und schließlich der deutschen Frau schlechthin. Das neue Medium der Fotografie führte über ungezählte Bildbände und Postkarten zu einer ungeahnten Popularität der Uta, die in Schulbücher und Mädchenzimmer Einzug hielt. In der Mitte des 20. Jahrhunderts avancierte Uta zu einem der beliebtesten deutschen Mädchennamen. Der Höhepunkt dieser Entwicklung fand in der Zeit des Nationalsozialismus statt, in der Uta von den Machthabern ganz bewusst instrumentalisiert wurde. Als Antwort darauf benutzte Walt Disney das Bild der Uta als Vorlage für die böse Stiefmutter in seinem berühmten Märchenfilm „Schneewittchen und die sieben Zwerge“ aus dem Jahr 1937. Der Kult um die Uta von Naumburg blieb indes ungebrochen. Einer ihrer größten Bewunderer der jüngsten Vergangenheit war der Schriftsteller Umberto Eco. In seiner „Geschichte der Schönheit“ gab er der Uta vor allen anderen Frauengestalten der europäischen Kunstgeschichte den Vorrang.