Im Jahre 1912 stieß Borchardt auf die Mauern eines umfangreichen Komplexes, der als Wohn- und Arbeitsort des Oberbildhauers Thutmosis identifiziert wurde. In den Werkstätten dieser großflächigen Anlage befanden sich, neben der berühmten Büste der Nofretete, zahlreiche Einzelteile für Statuen. Bei diesen Teilen handelte es sich meist um Körperteile, die aus verschiedensten Materialien hergestellt wurden und die miteinander kombiniert werden konnten. Die fertige Statue bestand somit aus einer Komposition einzelner Stücke, was den Fachterminus „Kompositstatue“ prägte. In der Werkstatt befanden sich zudem viele unfertige Reliefs, Büsten und Statuen. Es ist deshalb nicht immer eindeutig zu erkennen, ob es sich um Teile für Kompositstatuen oder um Bildhauermodelle handelt. Als Material für Bildhauermodelle eignete sich vor allem Gips oder Kalkstein, da diese einfach zu bearbeiten waren und in ausreichender Menge zur Verfügung standen. Kopfstudien zählen zu den anspruchvollsten bildhaften Darstellungen überhaupt und die Handwerker in Achet-Aton haben sich vor allem im Rundbild (ÄM 21338) daran geübt.
Nach: Rattmann, A., in: F. Seyfried (Hrsg.), Im Licht von Amarna. 100 Jahre Fund der Nofretete, Berlin 2012, S. 356 (Kat.-Nr. 133).