Lucas Cranachs Werk „Friedrich der Weise vor Muttergottes“ ist ein Beispiel für die starke Madonnenverehrung des Landesherrn. Auch wenn Kurfürst Friedrich III. von Sachsen, wie sein offizieller Titel lautete, Schutzherr des Reformators Martin Luther war, blieb sein Glaube geprägt von der besonderen Marienfrömmigkeit seiner Zeit. Maria gilt als Vermittlerin und Fürsprecherin zwischen Gott und den Menschen. Diese Einstellung findet ihren Ausdruck in zahlreichen Stiftungen des Kurfürsten.
Zwei Teile bestimmen das Gemälde. Auf der linken Seite kniet Friedrich der Weise an seinem Betpult vor einem zweifarbigen Damastvorhang. Hinter ihm ist der heilige Bartholomäus zu sehen, der in die Lektüre der heiligen Schrift vertieft ist. In seiner linken Hand hält er das sogenannte Schindermesser, ein Hinweis auf sein Martyrium. Die rechte Bildseite zeigt die Vision, die der betende Kurfürst erlebt: Vor einem goldenen Hintergrund erscheint ihm Maria, die zur Himmelskönigin gekrönte Mutter Gottes. Sie steht auf einer silbernen Mondsichel und ist von einem blauen Wolkenband mit Engelchen umrahmt. Unter ihrem roten Mantel mit grünem Futter blitzt ein blaues Gewand hervor. Damit tritt sie in Gestalt des in der Offenbarung des Johannes geschilderten „apokalyptischen Weibes“ in Erscheinung. In Ihren Armen hält sie das Jesuskind, das seine Hand zum Kurfürsten ausstreckt. Diese Geste symbolisiert die göttliche Gnade, unter der Friedrich der Weise steht.
Der Kurfürst selbst lässt sich demütig ohne Herrschaftsinsignien oder Wappen darstellen. Er trägt einen kostbaren schwarzen Mantel mit Goldverzierungen über einem perlenbestickten Hemd. Sein Blick geht ins Unbestimmte, wodurch wir als Betrachtende zu Zeugen der göttlichen Vision werden.
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