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Vollversteiftes Korsett - Corps fermé

Unbekannt1720 - 1730

Kunstgewerbemuseum, Staatliche Museen zu Berlin

Kunstgewerbemuseum, Staatliche Museen zu Berlin
Berlin, Deutschland

Dieses prächtige Korsett mit dem weiten Ausschnitt ist bis in die Schößchen hinein vollversteift und wird im Rücken über fünfzehn umstochene Schnürlöcher geschlossen. Es ist vollständig mit silberdurchwebter Seide bezogen und im vorderen Teil zusätzlich mit bizarr gemustertem Silberlamé geschmückt. Acht Keile dieses kostbaren Gewebes wurden – in „Resteverwertung“ – fächerförmig auf der Schnürbrust angeordnet, und die Verbindungsnähte sowie die obere Ausschnittkante wurden mit einer Posamentenkante aus Silberlahn um Seidenseele besetzt. Das eigentliche Korsett ist aus Leinen gefertigt und mit 120 dicht an dicht angeordneten Fischbeinstäben rundum versteift. Auf dem spatelförmigen Ende des in der vorderen Mitte befindlichen Blankscheits befinden sich Reste weiterer Verzierungen: Kleine geflochtene Silberkanten mit kurzen Fransen sind noch vorhanden. Reste von Nähgarn belegen, dass ursprünglich neun derartige „Riegel“ zu beiden Seiten der Mitte angebracht waren und offenbar zu einer dekorativen Schnürung dienten.
Die Achselstücke der Schnürbrust sind an die Rückteile angeschnitten und werden vorn mit einem Bändchen gebunden. Das rechte grüne Bändchen ist original. Im Inneren der Schnürbrust befindet sich in der Mitte des Dekolletés eine verdeckte Tasche, in der Duftstoffe oder andere intime Dinge aufbewahrt werden konnten. Die Schößchen sind mit Leder gefüttert. Das Korsett wird im Rücken geschlossen.
Bereits in jungen Jahren mussten die Mädchen ihr erstes Korsett anlegen. Wie unangenehm dies war, berichtet Wilhelmine von Bayreuth, die Schwester Friedrichs des Großen, in ihren Memoiren: „ […] und zum Unglück ließ mich die Königin, damit ich zierlicher erschiene, so entsetzlich schnüren, dass ich ganz schwarz im Gesicht wurde und mir der Atem ausging.“ (Wilhelmine von Bayreuth 1990, S. 82)
Dass diese Meinung von den Müttern nicht unbedingt geteilt wurde, belegt eine Bemerkung der Baronin Oberkirch von 1785: „C’est une erreur de condamner les corsets qui ne sont dangereux que tropserrés. Ils ont l’avantage inappréciable de maintenir les épaules en arrière et de développer la poitrine.“ (Es ist ein Irrtum, die Korsette zu verdammen, denn nur, wenn sie zu sehr geschnürt werden, sind sie gefährlich. Sie haben den unverzichtbaren Vorteil, dass sie die Schultern zurücknehmen und die Brust ausbilden.) (Oberkirch2010, S. 512)

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  • Titel: Vollversteiftes Korsett - Corps fermé
  • Ersteller: Unbekannt
  • Datum: 1720 - 1730
  • Rechte: Foto © bpk - Bildagentur / Kunstgewerbemuseum, Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz / Stephan Klonk │ Text © Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz / Christine Waidenschlager
  • Provenienz: 2003 aus der Sammlung Kamer/Ruf; 1989 Phillips, London
  • Länge: VL. 51 cm, RL. 43 cm
  • ISIL Nr.: DE-MUS-018417
  • Entstehungsort stilistisch: Frankreich
  • Herkunft: Kunstgewerbemuseum, Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
  • Typ: Mieder
  • Externer Link: http://www.smb.museum/museen-und-einrichtungen/kunstgewerbemuseum/home.html
  • Material: Bezug: Silberlamé und Silberlamé broschiert in Blau, Rot, Gelb und Grün, Posamentenbänder, Silberlahn um Seiden- und Papierseele, teilweise über Pergamentstreifen; Futter: cremefarbene Seide; Fischbein, Leder, Seidenband
Kunstgewerbemuseum, Staatliche Museen zu Berlin

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