Phalacrocorax harrisi. Auch Stummelkormoran, Galapagosscharbe.
Herkunft: unbekannt. Zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Die einzige flugunfähige Kormoranart ist sowohl in freier Wildbahn als auch in musealen Sammlungen extrem selten. Wann und wie dieses Exemplar ans NHM kam, ist nicht dokumentiert.
STUMMELFLÜGEL
Das Verbreitungsgebiet des Galapagos-Kormorans ist winzig: Er kommt nur auf den beiden Galapagosinseln Isabela und Fernandina vor. Da dort ursprünglich keine Gefahr durch Raubtiere drohte und das küstennahe Wasser reichlich Nahrung bot, verlor die Art im Lauf der Evolution ihre Fähigkeit, zu fliegen.
Galapagos-Kormorane können fast einen Meter groß werden und bis zu vier Kilogramm wiegen – doppelt so viel wie ihre flugfähigen Verwandten. Als ausgezeichnete Taucher machen sie im kalten, sauerstoffreichen Meerwasser Jagd auf Fische und kleine Tintenfische. Da ihre Federn – wie bei allen Kormoranen – nicht wasserabweisend sind, verbringen sie viel Zeit damit, nach diesen Tauchgängen ihr Gefieder in der Sonne zu trocknen.
Die Weibchen des Galapagos-Kormorans brüten oft zweimal im Jahr, suchen sich aber für jede Brut einen neuen Partner und überlassen die Betreuung der Jungtiere den Männchen. Im Durchschnitt überlebt nur eines von drei Jungen.
Heute zählt der Galapagos-Kormoran nicht nur zu den seltensten Meeresvögeln, sondern auch zu den am meisten gefährdeten. Die Zeiten ohne Feinde sind lange vorbei. Der Mensch brachte Katzen, Hunde und Schweine auf die Inseln – für Tiere, die kein Fluchtverhalten kennen und nicht fliegen können, eine tödliche Gefahr! Fischernetze, Ölverschmutzung und klimatische Veränderungen stellen weitere Bedrohungen dar. Allein das Klimaphänomen El Niño im Jahr 1983 reduzierte die damalige Galapagos-Kormoran-Population um 50 Prozent! Nur an die 400 Tiere überlebten. Nach aktuellen Schätzungen gibt es derzeit wieder ca. 1.500 Kormorane auf Galapagos – zu wenige, um das dauerhafte Überleben der Art zu sichern.