Der seit 1822 an den Berliner Museen als Restaurator tätige Jakob Schlesinger könnte Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770–1831) über dessen Freund Gustav Friedrich Waagen kennengelernt haben. Waagen war Gründungsdirektor der Berliner Gemäldegalerie im Museum am Lustgarten, dessen Erbauung durch Karl Friedrich Schinkel der Philosoph Hegel, der in unmittelbarer Nähe zur heutigen Museumsinsel am Kupfergraben wohnte, miterleben konnte. Von Schlesinger sind Kopien nach Meisterwerken der Renaissance sowie sorgfältig ausgearbeitete Frucht- und Blumenstücke wie auch Bildnisse überliefert. Der mit Schlesinger befreundete Maler Eduard Magnus äußerte über den Künstler: »In Schlesinger waren seltene Eigenschaften vereinigt. […] Er war zum Kenner geboren und begabt dazu wie äußerst wenige Menschen. Zugleich hatte er, der selbst eine Privatsammlung berühmter Meister besaß, den Blick und die Hand, sich in die Eigentümlichkeiten der verschiedensten Epochen und Schulen hineinzufühlen« (zit. nach: F. J. Hildebrand, Maler Jacob Schlesinger, Landau 1922, S. 9). In dem unprätentiösen, nahsichtigen Porträt des 61jährigen Hegel beschrieb Schlesinger mit Genauigkeit die Geisteskraft und Willensstärke ausdrückenden Gesichtszüge des berühmten Philosophen. Seit 1818 hatte Hegel an der Berliner Universität den Lehrstuhl Fichtes für Philosophie inne. Aus seiner Lehrtätigkeit riß ihn 1831, im Entstehungsjahr dieses Bildnisses, die Cholera. | Birgit Verwiebe