Gert Voss, porträtiert von Gregor Zivic

Die Fotoinszenierungen von Gregor Zivic bestehen aus Ensembles von Versatzstücken, die vor allem autobiografischer Natur sind. Er greift dabei etwa auf Fotos aus seiner Kindheit bzw. das Ambiente dieser Fotos zurück und baut deren Requisiten als Erinnerungsstücke in die Rauminstallationen ein, wo bisher ausschließlich er selbst als Akteur in Erscheinung trat. Daraus ergibt sich eine merkwürdige Mixtur aus Geschichten und Stilen, etwas Brüchiges und Offenes, das die Interpretation durch den Betrachter jedenfalls herausfordert. Nun ist die autobiografische Welt von Gregor Zivic – ein räumlich winziger Kosmos, der bisher in einem Atelier von kaum 20 m2 Platz finden musste und für jede Serie von Fotoinszenierungen vollständig neu gestaltet wurde – eine verallgemeinerbare Selbstaneignungswelt. Der Künstler schlüpft in alle möglichen Rollen, ob sie nun mehr oder minder lose auch tatsächlich von ihm erlebt worden sind – und verwendet sich als Prototyp einer Identifikationsfigur, die er in seinen Fotoinszenierungen untersucht und interpretiert. Ich habe bei Gregor Zivic angefragt, ob es für ihn denkbar wäre, sich selbst als Akteur in seinem Bilderspiel durch Schauspieler des Burgtheaters zu ersetzen und fand den Künstler durchaus dazu bereit, zumal er schon seit längerem mit dem Gedanken beschäftigt war, auch andere Modelle einzuführen, ohne allerdings auf den autobiografischen Aspekt verzichten zu wollen – sozusagen als visuellen Beleg für die zentrale Erfahrung, dass Reflexion jedenfalls immer im Spiegel des Selbst stattfindet. Und tatsächlich begegnen wir ihm als Puppe im blauen Anzug unten rechts im Bild, das er soeben schleichend verlässt, um einem anderen Platz zu machen. Oder besser ein Plätzchen, in das sich Gert Voss hineingequetscht hat, hinter dem frei im Raum hängenden Alter-Ego-Schriftzug zwischen all den Dingen, die Gregor Zivic immer ganz aufgeregt erklärt: Was da alles zu sehen ist und wie es zu interpretieren wäre (wovon der Betrachter natürlich nichts weiß und was er an Zusammenhängen auch gar nicht wissen kann). Aber etwas in ihm soll sich dringend aufgefordert fühlen, es als höchst absichtsvoll zu nehmen und bedeutungsgeladen und sich daraus eine doch irgendwie schlüssige Geschichte zusammenzureimen. (Text von Otmar Rychlik, aus dem Programm zur Eröffnung der Porträtgalerie Burgtheater)