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Gertraud Jesserer, porträtiert von Gregor Zivic

Gregor Zivic2006

Burgtheater

Burgtheater
Wien, Österreich

Das verhältnismäßig junge Medium der fotografischen Inszenierung scheint zu affirmieren, was für Schauspieler ohnehin zum Beruf gehört, nämlich in den Kulissen eines Bühnenbildes jemanden anderen zu spielen. Gregor Zivic aber kehrt dieses Verhältnis grundlegend um und errichtet einen Raum, der die Schauspielerin selbst – nicht in einer Rolle – zu vereinnahmen versucht, ein zupackender Raum, der mit irgendwelchen Bedeutungen aufgeladen ist (nicht wie am Theater unter den Anforderungen des Stückes, das darin gespielt wird), für die Gertraud Jesserer auch tatsächlich nichts kann, weil es der Selbstraum – ein autobiografischer Raum – des Künstlers Gregor Zivic ist. Nur inszeniert er sich diesmal nicht auch noch als Person hinein, was bisher immer der Fall gewesen ist. Erstmals für das Projekt der Neuen Porträtgalerie des Burgtheaters wurden andere Akteure um Mitwirkung gebeten – wodurch deutlich geworden ist, dass der Autobiografismus der inszenierten Fotografien von Gregor Zivic schon bisher nicht der letzte Schluss der Arbeit des Künstlers gewesen sein kann; vielmehr auch bisher schon Scheinselbstbeschäftigung gewesen ist, hinter der aber jedenfalls und unzweideutig gebieterisch stand, dass es immer ein Selbst ist, durch das hindurch Wahrnehmung erst möglich ist, eine immer durch das Selbst vermutlich sogar heftig eingefärbte, deformierte, verzerrte und besetzte Wahrnehmung. Das ganze Objektivitätsgetue. In Wirklichkeit nur Projektion, Überblendung und Retouche. Wir von uns selbst als Maßstab der Welt entworfen, gegebenenfalls auch erfunden – es kann nicht anders sein. Der Innenraum (des Künstlers) als Außenraum (der Schauspielerin), in den man sich hineinfinden und hinein erfinden muss wie in jede andere Situation wohl auch, nur dass hier alles doch irgendwie befremdlich ist, alles echt, aber zusammengebastelt, dennoch offensichtlich absichtsvoll, als würde sich eine Art von Sprachlosigkeit in Formen, Farben, Gegenständen ausdrücken wollen, die zueinander in Beziehung gesetzt vielleicht noch immer keine ganzen Sätze ergeben – aber was wäre denn auch je im Leben grammatikalisch richtig (als Botschaft und Aufforderung, damit schöpferisch Umgang zu pflegen). (Text von Otmar Rychlik, aus dem Programm zur Eröffnung der Porträtgalerie Burgtheater)

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  • Titel: Gertraud Jesserer, porträtiert von Gregor Zivic
  • Ersteller: Gregor Zivic
  • Datierung: 2006
  • Ort: Burgtheater Wien, Porträtgalerie, Foyer 2. Rang
  • Abmessungen: 132 cm x 125 cm
  • Fotograf: Christan Postl
  • Material: Farbfotografie auf Aluminium
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