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Der Goldschmuck von Tarent

Unbekannt-230/-210

Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin

Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin
Berlin, Deutschland

Der prächtige Goldfund war der wohl komplette Körperschmuck einer reichen Tarentinerin, mit dem sie im späten 3. Jahrhundert v. Chr. bestattet wurde. Das Zusammenspiel von Gold und Edelsteinen in dem achtteiligen Set bezaubert besonders an der ungewöhnlich langen Kette mit großem ›Heraklesknoten‹ (Länge 111 cm): 102 Glieder aus Golddraht sind paarweise mit 50 Gliedern aus geschliffenem Granat loop-in-loop verbunden; die konischen Endglieder aus Karneolen in Goldmanschetten schließen die Kette mit beweglichen Scharnieren an den geschlungenen Knoten; diesen bilden Goldbleche mit Perldraht verziert, die längliche Granatbögen umfassen. Das rein goldene Halsband (Länge 36 cm) besteht aus einem dreireihigen loop-in-loop-Geflecht, in das 114 kurze Perldrähte mit kleinen Kugeln gehängt sind; die zungenförmigen Schließen zieren feine Filigrandrähte. Die beiden gegossenen Schlangenarmreife (Durchmesser 6,5 cm) wurden auf der gewölbten Außenseite mit einem Mittelgrat, die zu einer Acht gewundenen Köpfe und Schwänze der Reptilien mit ziselierten Schuppen charakterisiert. Der Fingerring aus Spiraldraht (äußere Weite 1,9 cm) endet in zwei Schlangenköpfen, begleitet von zwei Granatperlen. Für die Ohrgehänge (Höhe 5,6 cm) wurden schwebende Niken als Anhänger an Rosetten mit granatverziertem Zentrum kunstvoll dekoriert: um die gegossenen nackten Frauenkörper legte der Goldschmied einen vom Wind geblähten Mantel aus Goldblech, befestigte die Flügel im Rücken, die Schärpe über den Armen, Schale und Kästchen in den Händen, die zierliche Fußbekleidung und den Haken am Kopf. Das erstaunlichste Kunststück aber wagte der Goldschmied des Haarnetzes (Durchmesser 9,4 cm, Höhe 6,7 cm): unter Verwendung eines älteren Medaillons mit dem Haupt der jugendlichen Medusa, plastisch von hinten in ein Goldblech getrieben, konstruierte er über zwei gleichen Basisreifen mit zentralem ›Heraklesknoten‹ sieben Reihen von je 25 Bögen aus Golddraht zu einem etwa halbkugeligen Netzwerk; Granatperlen decken die Treffpunkte der Bögen, sie beleben auch das Zentrum der Rosetten auf den Basisreifen, alternierend mit größeren Steinen in Rauten- und Tropfenform auf diesen von Perldrähten gerahmten Goldblechen. Der verbindende ›Heraklesknoten‹ ähnelt dem der großen Kette, ist jedoch starr befestigt und nur auf Vorderansicht gearbeitet. Analysen der Granate und des Goldes sowie genaue Vergleiche der verwendeten Drähte und deren Verlötungen beweisen, dass die einzelnen Teile des Goldfundes zwar nicht gleichzeitig und in einer Werkstatt, aber doch alle in Tarent etwa zwischen 230 und 210 v. Chr. gefertigt worden sind. Gestützt wird diese Datierung durch einen Silberstater aus Tarent, der zwischen 212 und 209 v. Chr. geprägt worden ist: er war verklebt mit einer Halskette aus dreireihigem loop-in-loop-Geflecht wie die oben beschriebene, die ebenfalls aus Tarent stammte. Die unterschiedlichen Abnutzungsspuren am Schmuckset lassen vermuten, dass eine reiche Tarentinerin ihn nach und nach komplettiert und uns damit ein geschlossenes Bild hochhellenistischer Goldschmiedearbeiten erster Qualität überliefert hat. Vielleicht ließ sie – der neuesten Mode folgend – das übliche Diadem in ein festes Goldnetz für ihren hohen Haarknoten umarbeiten; die wenigen Vergleichsstücke aus Kontexten in Thessalien und Ägypten deuten auf die herausragende soziale Stellung der Besitzerin.

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  • Titel: Der Goldschmuck von Tarent
  • Ersteller: Unbekannt
  • Datierung: -230/-210
  • Ort: Tarento
  • Typ: Schmuck
  • Material: Gold, Granate, Karneole.
  • Sammlung: Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
  • Inv.-Nr.: 1980. 17-22
  • ISIL-Nr.: DE-MUS-814319
  • Externer Link: Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin
  • Copyrights: Text: © Verlag Philipp von Zabern / Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin / Gertrud Platz-Horster || Photo: © b p k - || Photo Agency / Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin / Johannes Laurentius
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