Seit der Steinzeit wollten die Menschen den Rhythmus der Natur verstehen und nutzen. Ein besonders beeindruckendes Zeugnis astronomischer Kenntnisse ist der in Hinsicht auf Größe und Erhaltungszustand einzigartige, aus Gold getriebene bronzezeitliche Zeremonialhut. Die Stempeleindrücke auf dem fast papierdünn ausgetriebenen Goldblech weisen Bezüge zu Himmelskörpern auf. Die Sonne, an die die Goldfärbung und das Strahlenmuster auf der Spitze als Erstes erinnern, bewirkt durch ihren scheinbaren Umlauf Tag und Nacht sowie die Jahreszeiten. Der Mond, vielfach auf dem Hut dargestellt, erlaubt die Unterteilung in Monate und Wochen. Anordnung und Zahl der Ornamente ist nicht zufällig, denn sie erlaubt Berechnungen des 19-jährigen Sonne-Mondzyklus mit 228 Sonnen- bzw. 235 Mondmonaten. Wer dieses Ornament zu deuten verstand, konnte die kalendarischen Verschiebungen zwischen Sonnen- und Mondjahr berechnen, Mondfinsternisse voraussagen und Festtermine bestimmen. Die Entzifferung der Stempelmuster vermittelt ein ganz neues Bild vom astronomischen Wissen der Frühzeit: Über ein halbes Jahrtausend bevor der Grieche Meton 432 v. Chr. die Verschiebungen im Sonnen-Mond-Rhythmus mathematisch berechnete, waren diese den bronzezeitlichen Gelehrten bereits bekannt! Der goldene Hut dürfte bei zeremoniellen Anlässen von einer Herrscherpersönlichkeit getragen worden sein, die auch rituelle Funktionen wahrnahm.