Schinkel lieferte die großformatige, sorgfältig durchgearbeitete Federlithographie – wohl die wichtigste Arbeit in seinem schmalen druckgraphischen Werk – nachträglich auf die am 23. September 1810 eröffnete Ausstellung der Berliner Akademie ein. Hinter einer Gruppe alter Bäume, unter denen verstreut Gräber liegen, ragen signifikante Partien einer Kirche im Stil der Spätgotik hervor: eine im Bilde nach rechts filigran auslaufende, mit Skulpturen geschmückte Fassade, von deren Mittelfeld die zentrale Fensterrose auszumachen ist, und das obere Geschoß mit dem Ansatz der Spitze eines ebenfalls reich gegliederten Turms, der links oben über den Bildrand hinaus weist. Eine Frau mit Kind im Vordergrund und drei Figuren auf den Treppenstufen streben auf das Hauptportal zu. [...] Die Darstellung bezeugt Schinkels Nähe zu frühromantischem Gedankengut. Anders aber als etwa bei Caspar David Friedrich [...] wird das Architekturmotiv hier nicht durch eine ruinöse Anlage und atmosphärische Auflösung zu einer bloßen Erscheinung in der Landschaft transzendiert. Im Gegenteil, Fassade und Turm sind pars pro toto in jeder Einzelheit ihrer tektonischen Struktur und Ornamentik präzis und wie frisch gebaut vor Augen gestellt. Der „Versuch“ Schinkels kulminiert in diesem perfekt konstruierten, historisierenden Bau. Er verkörpert [...] die Idee eines im Bilde tonangebenden Klangkörpers, welcher die kultischen Funktionen einer Kirche vollkommen auszudrücken vermag.