1841 beauftragte Friedrich Wilhelm IV. den jungen Carl Graeb mit der Dokumentation neu gestalteter Parkanlagen und Bauten in und um Potsdam. Dadurch bestärkt, verlegte sich dieser völlig auf die Architekturmalerei. In der Wahl der Motive seines freien Werkes bevorzugte er allerdings mittelalterliche Architekturen. Er verband in diesen Darstellungen spätromantischen Geist mit dem neuen Interesse an Denkmalpflege und an touristischen Reisezielen. Carl Graeb wurde Hofmaler, Mitglied der Akademie, 1869 ihres Senats, er war ein erfolgreicher Maler.
Die vorliegende Ansicht aus der Andreaskirche zu Eisleben wurde vom Verein der Kunstfreunde im preußischen Staate angekauft. Sie zeigt den Blick in den südlichen Nebenchor, der seit dem 16. Jahrhundert als Grabkapelle der Grafen von Mansfeld diente: rechts die Tumba für Graf Hoyer VI. von Mansfeld-Vorderort (gestorben 1540), umgeben von vier Sandsteinsäulen mit Statuettengruppen, das Hauptwerk des Bildhauers Hans Schlegel und ein Höhepunkt mitteldeutscher Renaissanceplastik; dahinter und an der Wand gegenüber die architektonisch aufgebauten Epitaphien des Grafen Ernst II. (gestorben 1531) und seiner Frau Dorothea (gestorben 1578); geradezu das Epitaph der Gräfin Magdalena (gestorben 1565) und ihres Gemahls Albrecht III. (1480–1560), Luthers Landesherr und ein eifriger Förderer der Reformation.
In der Sammlung der Zeichnungen befindet sich eine Reisestudie des gleichen Motivs (Aquarell und Deckfarben; heute: Kupferstichkabinett, Berlin, SZ Graeb 46) und ein großes Aquarell von 1855 mit Darstellung nur der rechten Seite der Kapelle (ebd., SZ Graeb 47), im Stedelijk Museum in Amsterdam eine kleinere Fassung aus dem Besitz des Museumsgründers C. P. van Eeghen. – Nach dem Gemälde aus dem Bestand der Nationalgalerie entstand eine Radierung von Bernhard Mannfeld. | Angelika Wesenberg
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