Dr. Frédéric (Fritz) Bauer war Ernst Ludwig Kirchner als Arzt und als Sammler eng verbunden. Der aus dem Elsass stammende Chefarzt des Davoser Parksanatoriums hatte den Künstler im Jahr 1921 kennengelernt. In der Folgezeit erwarb er zahlreiche Werke Kirchners und trug eine der größten Kirchnersammlungen zusammen, die er 1953 versteigern ließ.
Kirchners Bildnis erweist sich als Verbindung von Vorder- und Seitenansicht, wobei sich das Halbprofil aufgrund der kontrastreichen Farbigkeit besonders deutlich abzeichnet. Ungeachtet der eher abstrahierenden Wiedergabe lässt die hohe kahle Stirn eine gewisse Porträtähnlichkeit mit dem Dargestellten erkennen. Charakteristisch für Kirchners Gestaltungsweise ist die Verwendung großer Farbflächen, die durch dunkle Konturenlinien sowie eine gezielte Binnenzeichnung akzentuiert werden. Beeinflusst zeigt er sich dabei von Künstlern der französischen Avantgarde wie Pablo Picasso, Georges Braque und Le Corbusier.
Der Holzschnitt existiert in wenigstens sechs verschiedenen Farbversionen und zeigt damit die Experimentierfreude Kirchners im Umgang mit der Druckgrafik. Der Künstler verwendete das Verfahren wiederholt, um formale Gestaltungsfragen zu klären. In einem Brief an den Kunsthistoriker Gustav Schiefler vom 21. Februar 1932 beschreibt er den Holzschnitt als eine Technik, in der er die „letzte einfachste Linienführung und Klarheit bei stärkstem Ausdruck“ erreiche.
Gedruckt wurde die Darstellung von insgesamt drei Holzstöcken, die sich ebenfalls in der Sammlung der Kunsthalle befinden. Sie kamen gemeinsam mit zahlreichen weiteren Werken des Künstlers 1952 als Geschenk aus dem Nachlass an das Kupferstichkabinett. Der Holzschnitt konnte 1954 im Kunsthandel erworben werden.