Mundschenkin der Götter und Göttin der Jugend, schwebt Hebe, das linke Bein ins Leere vorsetzend, anmutig von einer Wolke herab. Als ein Sinnbild holder Gastlichkeit reicht sie mit feminin aufgefaßter Geste des Einschenkens den Trank ewiger Jugend. Die weich fließenden Linien des Körperschwunges, dessen Eleganz durch die zarte Marmorhaut noch gesteigert wird, enden in den Gefäßen, die durch den Kontrast ihrer metallisch glänzenden Härte die Transparenz des Marmorkörpers betonen. Hebe ist mit einem fein plissierten Gewand bekleidet, das im Gegenwind um die Beine spielt und die Körperformen mehr betont denn verbirgt. Der Oberkörper zeigt mädchenhafte, wie unter einem Trikot summarisch zusammengefaßt wirkende Formen.Canovas Kunst steht am Ende einer Tradition, in der der dekorativen Gefälligkeit des Ganzen größere Bedeutung beigemessen wurde als der strengen Prägnanz der Einzelformen und in der die Darstellung transitorischer und unplastischer Momente wie das Schweben und der Wind noch – im Sinne barocker Darstellungen – künstlerisch legitim war. Als Bildhauer genoß er um 1800 höchsten Ruhm in ganz Europa, rührte er mit seinen Gestalten doch an den Nerv des Zeitalters der Empfindsamkeit.