Von John Constable »erhielt die moderne Landschaftsmalerei die tiefgehendste Anregung. Er ist der eigentliche Begründer des ›paysage intime‹; auf seinen Errungenschaften fußt im Wesentlichen die Schule von Barbizon«, schrieb Hugo von Tschudi 1896 anläßlich der Erwerbung mehrerer Werke des Künstlers (Neue Erwerbungen, Ausst.-Kat., Berlin 1896, S. 5). Constable hatte als Autodidakt begonnen und kam erst 1799, mit 23 Jahren, an die Royal Academy. 1802, noch Schüler der Academy, äußerte er gegenüber seinem Freund John Dunthorne, daß er nach Bergholt kommen werde, um eine ungekünstelte Manier zu erlangen und ein Maler der Natur zu werden (vgl. John Constable, eine Selbstbiographie, Berlin 1911, S. 13). Zu seinen frühen Werken gehört diese um 1804 entstandene Ansicht von Higham Village am Flusse Stour, gelegen in der Grafschaft Suffolk unweit von Constables Geburtsort East Bergholt. Dargestellt ist der Blick über die Dächer des kleinen Dorfes Higham Village und das Dedham-Tal in Richtung Südosten nach Stratford St. Mary und Gun Hill, der sich so fast unverändert heute noch dem Betrachter bietet. »Außerordentlich wahr ist die Schilderung der englischen Landschaft«, heißt es bei Tschudi, »während in dem fein gestimmten aber gleichmäßig bräunlichen Ton noch Reminiszenzen an die Holländer des 17. Jahrhunderts anklingen« (ebd. S. 5). Ausgehend von einer präzisen Naturbeobachtung hat Constable das Tal mit dem darüber aufsteigenden feuchten Dunst in zarten verhaltenen Tönen wiedergegeben. Im Vordergrund grasen Kühe, über üppigen Bäumen rechts kreist ein Schwarm Vögel. Vereinzelt dringen Sonnenstrahlen durch den bewölkten Himmel und beleuchten partiell die Landschaft. | Birgit Verwiebe
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