Triton und Nereide, Odysseus und Kalypso, Faun und Nymphe, Ruggiero und Angelica – zahlreiche Darstellungen Böcklins zeigen Paare. Figuren der literarischen Tradition oder der Mythologie überwiegen bei weitem. Die wenigen zeitgenössischen Menschenpaare zeigen ihn und seine Frau Angela oder, schon wieder abstrakter, eine Hochzeitsreise.
Zum ersten Mal gestaltete Böcklin dieses Motiv 1875. Über die beabsichtigte Aussage dieser zweiten Fassung der »Hochzeitsreise« äußerte er sich ausführlich. An die Erstbesitzerin des Bildes, Mathilde von Guaita, schrieb er im Juli 1878: »Mögen Sie darin ausgesprochen finden, was ich darin hineinzulegen gesucht habe. Die junge Frau sieht in das kleine, abgeschlossene Tälchen, das nach dem See mit idyllischem Ufer ausmündet. Dies soll das Bild des Lebens sein, das sie wünscht, ein ruhiges Wandern an dem Arm des Geliebten, wenn auch nicht ohne Anstrengung, um dann in friedlicher Einsamkeit auszuruhen. Der Mann aber flötet lebenslustig in die Ferne hinaus, so weit sich der Himmel wölbt. Die Gefährtin wird mitziehen – aber wohl immer mit dem Verlangen nach dem Paradies« (zit. nach: R. Andree, Böcklin, Die Gemälde, Basel 1977, S. 402 f.).
Eine stärker veränderte Ausführung dieses Bildgedankens findet sich in einer um 1890 entstandenen »Hochzeitsreise« (Städel Museum, Frankfurt am Main). Bei dieser Version offeriert der Mann seiner Braut die Welt mit einer Geste, die Böcklin aus einem anderen seiner Bilder, »Gottvater weist Adam das Paradies« (Museum für Kunst und Kultur Dortmund), entlehnt zu haben scheint.
Böcklins verbale Erklärung wiederholt die geläufige Definition der Geschlechterrollen. Wenn Böcklin mythologische Wesen malte, verhalten sich die Paare, zum Beispiel »Triton und Nereide«, oft nach dem gleichen sozialen Muster. Dieses erscheint damit naturgegeben, seit mythischer Vorzeit so bestehend. Zugleich wird besonders über die Darstellung mythischer Paare und Gruppen antike Sinnenfreude und Naturverbundenheit vermittelt. | Angelika Wesenberg