Im Zusammenhang seines großangelegten Werkes »Lasset die Kindlein zu mir kommen« (Museum der bildenden Künste Leipzig) malte Uhde in seinem Atelier mehrere lebensgroße Kinderstudien, die alle die Situation des handlungslosen, befangenen Stehens in einer fremden Umgebung einzufangen suchen. Erst nach 1900 fanden diese Arbeiten, deren Wirkung in erster Linie eine rein malerische ist und die über das Motiv dazu eine leicht rührende Ausstrahlung besitzen, ihre besondere Würdigung. Auch das ganz auf Gelb und Beige und Brauntöne abgestimmte, große Bild »Im Vorzimmer« ist bezeichnenderweise erst 1906 in die Nationalgalerie gelangt. Uhde hat es nicht als vollwertiges Gemälde bewertet, wie die fehlende Signatur uns zeigt.
Richard Muther stellte 1909, ganz im Sinne der Kunstauffassung des Impressionismus, die tendenziöse Frage, die eigentlich eine Aussage war: »Worin liegt Uhdes Stärke? Welche seiner Werke werden voraussichtlich späteren Generationen als die feinsten erscheinen? Nun, ich glaube, es werden diejenigen sein, in denen er nichts anderes als ein Stück geschaute, im Leben geschaute Wirklichkeit gibt. Sein Künstlertum, auch sein so liebenswürdiges Menschentum spricht um so reiner, je unscheinbarer der Stoff ist, in den er es kleidet« (Geschichte der Malerei, Bd. 3, Leipzig 1909, S. 551). | Angelika Wesenberg
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