Java-Nashorn

Rhinoceros sondaicus. Asien. Stopfpräparat. 1801.

Dieses Java-Nashorn ist nicht nur das älteste ausgestopfte Tier im NHM, sondern zählt auch
zu den ältesten und besterhaltenen historischen Stopfpräparaten der Welt.

DAS LETZTE EINHORN
Jenes Tier, das Marco Polo im späten 13. Jahrhundert im heutigen Myanmar entdeckte und für das legendäre Einhorn hielt, war wahrscheinlich ein Java-Nashorn. Damals kam die Art in weiten Teilen Südostasiens in den dichten, immergrünen Regenwäldern vor.
Java-Nashörner können eine Schulterhöhe von 1,70 Meter erreichen. Männchen tragen ein einziges Nasenhorn, das aus einer haarähnlichen Substanz besteht und maximal 25 Zentimeter lang wird; bei den Weibchen ist es nur als kleiner Höcker ausgebildet oder fehlt überhaupt. Noch immer besteht enorme Nachfrage nach den Hörnern, denen in der traditionellen chinesischen Medizin eine Fülle von Heilkräften zugeschrieben wird. Auf dem Schwarzmarkt werden sie teurer als Gold gehandelt.
Nicht zuletzt die illegale Jagd hat das Java-Nashorn zu einer der seltensten Tierarten der Erde gemacht. Sein Bestand wird auf 50, maximal 60 Exemplare geschätzt und ist auf zwei Nationalparks an der Westspitze Javas und im Süden Vietnams beschränkt. Da die Tiere derzeit nicht in Gefangenschaft gehalten werden dürfen, besteht keine Möglichkeit, die Art zu retten, wenn die winzige Population in freier Wildbahn ausstirbt. Seit 2010 besteht jedoch Grund zur Hoffnung, dass die strengen Schutzbestimmungen letztlich erfolgreich sein könnten: Eine Videofalle lieferte Aufnahmen von zwei Java-Nashorn-Weibchen mit ihren Kälbern.
Das ausgestellte, vierzehn Monate alte Männchen wurde Ende des 18. Jahrhunderts gefangen; es war für den Tiergarten Schönbrunn gedacht, verendete aber auf dem langen Transportweg nach Wien bereits in Hamburg. Es wurde 1801 ausgestopft und seither nicht mehr umpräpariert.