Das meisterhaft aquarellierte Blatt, bei dem das Weiß des Papiers bewusst als Farbe eingesetzt wurde, ist eine Studie für Edouard Manets Gemälde Dame mit Fächer, das 1862 entstand und heute im Szépmu´´vészeti Múzeum in Budapest hängt. Es zeigt die Schauspielerin Jeanne Duval, deren exotischem Zauber der französische Schriftsteller Charles Baudelaire 1842 in noch jungen Jahren verfiel. In seiner Gedichtsammlung Les Fleurs du mal (Die Blumen des Bösen) beschrieb er die schöne Kreolin wiederholt in leidenschaftlichen Worten, versuchte sich aber ab 1852 von ihr zu trennen. Diese Situation verschärfte sich, als Duval 1853 sehr krank wurde, ab 1859 aufgrund einer Lähmung schwer behindert war und auf finanzielle Unterstützung pochte. Vor diesem Hintergrund ist das finster und seltsam steif wirkende Bildnis Manets dann auch eher als eine visuelle Interpretation von Baudelaires letzten Zeilen an seine Geliebte zu lesen: „Krankheit und Tod verkehren in Asche all dieses Feuer, das für uns flammte. Von diesen großen Augen, so glühend und so zärtlich, von diesem Munde, in dem sich mein Herz ertränkte, von diesen Küssen, wie ein Balsam kräftig, diesen Verzückungen, rascher als das Licht, was bleibt? […] Nichts als eine blasse Zeichnung, von drei Stiften schwach getönt.“ (Baudelaire, Les Fleurs du mal, 1857)
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