Mit energischen Linien seines gespitzten Kreidestifts hat Sogliani hier die Gestalt Johannes des Täufers skizziert. Der Körper ist hinterfangen von dichten, vorwiegend senkrecht verlaufenden Schraffuren, welche einerseits die durch das schmale Kreuz auf der rechten Seite und die aufrechte Gestalt des Heiligen vorgegebene Vertikalität betonen, andererseits die Gewandfigur plastisch gegen diesen flach wirkenden Hintergrund hervortreten lassen. Licht- und Schattenpartien sind an der Figur in lebendigem Wechsel von dunklen Linien und hellem Papierton studiert. Nur ganz sparsam hat der Künstler am Gesicht und am rechten Arm der Gestalt den weißen Stift zur zusätzlichen Betonung der Lichthaftigkeit eingesetzt. Die dunklen Linien akzentuieren zugleich die Umrisse und Binnenstruktur der Figur und der Draperie. Die Gestalt des Täufers ist leicht bildeinwärts nach rechts gewandt, während der Kopf in die Gegenrichtung gedreht ist und sein Blick aus dem Bild herausführt. Diese Haltung lässt darauf schließen, dass der Künstler die in dieser Studie angelegte Figur weniger für eine szenische Darstellung als vielmehr für ein Bild in der Art einer Sacra Conversazione verwenden wollte, bei der sie links von einer thronenden Madonna mit Kind positioniert worden wäre. Auch die Skizzen auf der Rückseite des Blattes sind in einem solchen Zusammenhang zu denken. Ein bestimmtes Gemälde ist mit dieser Studie bislang nicht in Verbindung zu bringen.