Mit den Wandmalereien in der Casa Bartholdy in Rom erhielten die Künstler mit dem Spottnamen »Nazarener« erstmals Gelegenheit, ihrer Kunstauffassung entsprechend zu arbeiten. Die Freskomalerei nach altitalienischem Vorbild, die Darstellung alttestamentarischer Szenen und auch die Gemeinschaftsarbeit entsprachen den künstlerisch- ethischen Vorstellungen der Gruppe in besonderer Weise. Der preußische Generalkonsul für Italien, Jakob Salomon Bartholdy, hatte ihnen den Festraum seiner Privatwohnung zur Verfügung gestellt und trug für Farben und freie Kost Sorge, so daß die jungen Künstler, deren hohe Ideale er kannte, die fast vergessene Technik des Freskos neu erproben und ihren Traum von einer neuen Kunst, von monumentalen, gemeinschaftlich geschaffenen Wandbildern verwirklichen konnten. Die einzelnen Szenen der Darstellung, Höhepunkte der Josephsgeschichte, sind eigenständig, in der Lichtführung und im Figurenmaßstab verschieden. Peter Cornelius: »Ich bin bei dieser Arbeit der glücklichste Mensch, und hätte ich nur einen Bissen Brot, so würde ich nicht ... tauschen. Ein sicheres prophetisches Gefühl lebt in meiner Brust, daß die Kunst von dieser Seite zu einem neuen, schönen Leben durchbrechen wird.« Die beiden Fresken von Cornelius sind die bedeutendsten des Raumes. Overbecks Arbeiten zeigen eine geringere Dramatik,obwohl gerade sein Bild von zentraler Bedeutung ist, da es die Szene des Verkaufs des Knaben Joseph nach Ägypten durch seine neidvollen Brüder zeigt und damit das weitere Geschehen erklärt. Von den fertigen Arbeiten ließ der Auftraggeber Bartholdy die Künstler Skizzen anfertigen, um den preußischen König von den Fähigkeiten der jungen Maler in Rom zu überzeugen. Die Fresken in seinem Haus konnte jeder Interessierte besichtigen. Seit 1825 gefährdet, wurden sie 1885 nach vielerlei Vorversuchen mit den Wänden herausgesägt, das Mauerwerk von hinten abgelöst und die Fresken auf einem Holzrost neu befestigt. 1887 erfolgte ihr Transport von Rom nach Berlin. Im Obergeschoß der Nationalgalerie wurde ihnen ein Raum eingerichtet.