Die auf weißem Grund mit Mattfarben bemalten Ölgefäße fanden nur im Rahmen des Bestattungsrituals Verwendung. Sie enthielten das Öl zur Salbung des Leichnams für die Aufbahrung im Haus und wurden unter dem Totenbett aufgestellt. Danach folgten sie den Verstorbenen als Zeichen für die dauernde Totenfürsorge der Hinterbliebenen ins Grab. Deshalb sind sie häufig mit Bestattungs - oder Grabszenen verziert. Hier zeigt das Bild eine Szene am Unterweltsfluss Styx, der die Grenze zum Totenreich bildete. Hermes – erkennbar an seinem Heroldstab (Kerykeion) und den Flügelschuhen – führt einen jungen Verstorbenen heran, den er in den Hades geleiten soll. Von der anderen Seite nähert sich der Fährmann Charon in seinem Boot, um den Neuankömmling überzusetzen. Er stützt sich auf die Stange, mit der er den Nachen vorwärtsbewegt. Sein kurzes Gewand (eine Exomis) bedeckt nur die linke Schulter, um ihn bei der Arbeit nicht zu behindern. Während sich die gelbe Farbe des Schiffes und das Rot von Charons Kleidung gut erhalten haben, ist die Farbe von Hermes’ Mantel weitgehend verschwunden. Da der Maler darauf verzichtete, seinen Umriss mit einer schwarzen Linie anzugeben, ist nur eine helle Fläche als Negativ geblieben. Die beiden unvermittelt neben den Beinen auftauchenden roten Streifen sind als die Borten an den Saumkanten des einstmals wahrscheinlich blauen Mantels zu verstehen. Auch vom roten Mantel des Jünglings sind nur noch Spuren erhalten. In der Zone unter dem Henkel waren einst Schilf und andere Ufervegetation – vermutlich in Grüntönen – angedeutet. Da die Mattfarben erst nach dem Brand aufgetragen wurden, waren sie – vor allem gegen Feuereinwirkung – sehr empfindlich und haben häufig ihren Farbwert gewechselt. Der nach einem russischen Sammler – dem Grafen Sabouroff – benannte Maler hat neben weißgrundigen Lekythen auch rotfigurige Gefäße bemalt. Dennoch scheint er sich im Laufe seiner Tätigkeit zunehmend auf die Grabgefäße spezialisiert zu haben. Bilder mit dem Totenfährmann Charon zählten dann zu seinen bevorzugten Themen.