Unter den rund zwölf Versionen des Parisurteils, die Lucas Cranach und seine Mitarbeiter zwischen etwa 1512 und 1550 malten, ist die Karlsruher Fassung von 1530 die kleinste, zugleich jedoch eine besonders schöne und fein gemalte.
Cranachs Darstellung ist von den mittelalterlichen Troja-Romanen inspiriert. Darin wird erzählt, dass Paris, von der Hirschjagd im Wald ermüdet, sein Pferd an einen Baum band, sich bei einer Quelle niederließ und einschlief. Im Traum führte ihm Merkur, den Cranach als Greis in goldener Rüstung darstellt, die konkurrierenden Göttinnen zu. Den von Merkur mitgebrachten „Zankapfel“ (hier eine Kristallkugel) überreichte Paris an Venus.
Identifizierbar sind die Göttinnen in Cranachs Tafelbild jedoch nicht. Durch den Verzicht auf Attribute sollte der humanistisch gebildete Betrachter zum Grübeln gebracht werden.
Paris Kleidung besteht aus einer geriefelten Rüstung und einem roten Federhut. Seine ritterliche Erscheinung deutet auf den höfischen Kontext hin, in dem das Gemälde entstand und für den es bestimmt war.