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Juno Sospita als Dachschmuck

Unbekannt-500

Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin

Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin
Berlin, Deutschland

Das hufeisenförmige Antefix besteht über einer schmalen Fußleiste aus einem vollplastisch hervortretenden behelmten Frauenkopf. Der quer gestellte Helmbuschbogen bildet dabei den bogenförmigen Hintergrund des Reliefs. Zwischen den herabfallenden Helmbuschzipfeln und den seitlich unter dem Helm hervortretenden Haarsträhnen der Göttin ist das Relief durchbrochen gearbeitet. Die Helmkalotte bedeckt außerdem ein Ziegenskalp mit geschwungenen, gerippten Hörnern und spitzen Ohren. Bemerkenswert ist die ausgezeichnet erhaltene Farbfassung des Stirnziegels mit der in schwarzer und roter Farbe auf einem gelblich-weißen Tonüberzug gemalten Ornamentik. Die Fußleiste ist mit einem weißgrundigen Zinnenmäander zwischen unteren schwarzen und oberen roten Farbfeldern verziert. Den Hals der Göttin schmückt ein dünnes rotes Halsband, dessen Anhänger als kurze schwarze und rote Striche wiedergegeben sind. Ihre Lippen sind rot, Augen, Brauen und Haupthaarsträhnen schwarz aufgemalt. Helm, Ziegenohren und Hörner sind grau getönt. Rot sind ein Rhombusornament auf der Helmstirn und das Binnenfeld der Tierohren. Die giebelförmige Helmstirn ist außerdem über dem Rhombus mit einem breiten gelben Streifen akzentuiert. Der quer über die Kalotte gelegte schmale Helmbuschhalter trägt wieder ein Mäandermuster wie die Fußleiste. Darüber setzte der Helmbusch mit einem schwarzen Zahnstreifen an. Sein Halbrund ist rot konturiert und alternierend in überfallende schwarze, weiße und rote Streifen eingeteilt. Der Stirnziegel gehört zu einem im antiken Latium und bei den Faliskern beliebten Typus, von dem Repliken mit variierender ornamentaler Bemalung auch aus Rom (Palatin, Basilica Iulia), Antemnae, Fidenae, Satricum, Lavinium, Segni, Falerii und dem etruskischen Caere bekannt sind. Das Kopfrelief schmückte wahrscheinlich im Wechsel mit Silensmasken das traufseitige Ende der Deckziegel tönerner Tempeldächer. Der spätarchaischen Ausbauphase des Tempelbezirkes von Satricum wurden mehrere figürliche Antefixserien zugeschrieben, die stilistisch von der attischen Kunst des frühen 5. Jahrhunderts v. Chr. abhängig sind. Zu diesen gehören auch Juno-Sospita-Stirnziegel, von denen eine Serie kleinerer Exemplare mit dem Berliner Ziegel vergleichbar ist. Jüngere Varianten dieses Bildtypus traten noch im 4. bis 3. Jahrhundert v. Chr. am Dianatempel von Norba auf. Der Ziegenskalp-Helm ist charakteristisch für die in Lanuvium verehrte Göttin Juno Sospes Mater Regina, die bei Cicero erwähnt wird. Münzbildnisse römisch-republikanischer und antoninischer Zeit lassen erkennen, dass ihr Kult bis weit in die Kaiserzeit seine Bedeutung behielt. Dafür spricht auch eine kolossale Marmorskulptur in den Vatikanischen Museen aus dem 2. Jahrhundert n. Chr., die sie mit einem über dem Kopf gezogenen, gegürteten Ziegenfell sowie Schild und Lanze darstellt. Mit farbigen figürlichen Elementen verzierte Tondächer waren ein besonderes Merkmal der sonst meist aus vergänglichen Materialien (Holz und Lehmziegel) bestehenden Sakralbauten der Etrusker und Latiner in Mittelitalien. Das sehr früh von den Griechen übernommene System von Dächern aus gebrannten Tonziegeln wurde hier besonders formenreich weiterentwickelt. Deswegen traten gerade Antefixe mit Köpfen und Masken bereits sehr früh in italienischen Antikenkollektionen auf und wurden mit diesen über den Kunsthandel in zahlreiche europäische Sammlungen verbreitet. Auch das Juno-Sospita-Antefix gelangte so als eines der ältesten antiken Sammlungsobjekte in die Kunstkammer der preußischen Könige.

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  • Titel: Juno Sospita als Dachschmuck
  • Ersteller: Unbekannt
  • Datierung: -500
  • Ort: Latium oder Rom
  • Abmessungen: h29 cm
  • Typ: Skulptur
  • Material: Ton
  • Sammlung: Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin - Preußischer Kulturbesitz
  • Inv.-Nr.: TC 544
  • ISIL-Nr.: DE-MUS-814319
  • Externer Link: Altes Museum, Staatliche Museen zu Berlin
  • Copyrights: || Photo: © b p k - || Photo Agency / Antikensammlung, Staatliche Museen zu Berlin / Ingrid Geske
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