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Karlheinz Hackl, porträtiert von Josef Kern

Josef Kern2006

Burgtheater

Burgtheater
Wien, Österreich

Der Schauspieler hat sich viel Zeit genommen, um dem Maler Modell zu sitzen, ein Dutzend Mal ist er ins Atelier gekommen, hat auf dem etwas zerschlissenen, breit gebauten Lederfauteuil Platz genommen und ist sitzen geblieben, ohne auch nur einen Blick je auf das Bild zu werfen, bis zuletzt nicht – selbst im fertig gestellten Zustand hat er es bisher nicht sehen wollen. Die Situation, die abgebildet wird, wäre unspektakulär, Karlheinz Hackl im Fauteuil, dahinter ein geschnitztes Relief, das einer neuen Werkgruppe von Josef Kern angehört (bisher gab es mit diesen seltsam gauklerischen Themen nur Papierarbeiten), wenn nicht die rechte Hand des Schauspielers auch gleich das rechte Auge verdecken würde – ein einäugiges Porträt, wohl ganz ohne zyklopischen Hintersinn, aber immerhin von einer gewissen Irritationskraft. Kunsthistorisch gesehen kommt Einäugigkeit nur bei Haudegen vor, die das zweite beruflich eingebüßt haben, und natürlich bei Profilporträts. Womit wir uns auch ganz selbstverständlich abfinden (falls wir überhaupt auf die Idee gekommen wären, irgendetwas zu beanstanden; genauso gut hätten wir alle anderen fehlenden Körperteile vermissen können – das aber gehört zur Gesamtgeschichte der Partialisierungen). Im Leben mag der Zustand ja annehmbar sein, dass ein Auge – kurz – verdeckt ist, wir haben es bald wieder mit beiden zu tun, aber auf einem Gemälde, ein für alle Mal. Gemeint ist gewiss Unmittelbarkeit – was die Porträts von Josef Kern jedenfalls zum Ausdruck bringen wollen, die Suggestion des ungekünstelten Moments, der Zufälligkeit, von der wir wissen, dass sie nicht den Tatsachen entspricht, nämlich der Tatsache der Bildentstehung, die ein Dutzend Sitzungen erfordert, und jedes Mal sollte zufällig dieselbe Haltung eingenommen worden sein – aber immerhin wird vorgestellt, dass es darum geht, einen bestimmten, vielleicht tatsächlich zufällig zustande gekommenen Moment festgehalten zu haben. Das Unprätentiöse. Unter dieser Voraussetzung malt Josef Kern aber mit sehr großem Aufwand, es geht ihm ganz entschieden um diesen traditionellen malerischen Akt der Erfassung von Wirklichkeit mit dem seriösen malerischen Handwerk, das sich der Künstler mit Geduld erarbeitet hat, wobei eine ziemlich persönliche Handschrift zustande gekommen ist. Aber auch diese unprätentiös – womit sich der Kreis der Interpretation schließt. (Text von Otmar Rychlik, aus dem Programm zur Eröffnung der Porträtgalerie Burgtheater)

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  • Titel: Karlheinz Hackl, porträtiert von Josef Kern
  • Ersteller: Josef Kern
  • Datierung: 2006
  • Ort: Burgtheater Wien, Porträtgalerie, Foyer 2. Rang
  • Abmessungen: 170 cm x 140 cm
  • Fotograf: Christan Postl
  • Material: Öl auf Leinwand
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