Im Jahr 1833 gab König Louis Philippe ein Kostümfest, zu dem ganz Paris eingeladen war – mit Ausnahme der Künstler. Daraufhin richtete der Dichter Alexandre Dumas ein Art Gegenfeier aus und bat befreundete Künstler, die Festräume mit Darstellungen aus der zeitgenössischen romantischen Literatur auszumalen. Eugène Delacroix erschien erst am Morgen des eigentlichen Festes, als alle ihre Dekorationen längst abgeschlossen hatten. Doch in nur „zwei oder drei Stunden“ malte er zur großen Bewunderung seiner Künstlerkollegen – ohne Vorstudien und frei improvisierend – das Reiterbildnis des sagenumwobenen Königs Rodrigo und stellte damit seine künstlerische Überlegenheit als „Rubens“ unter Beweis, wie Dumas in seinen Memoiren berichtet. Der Roderich-Stoff war über die um 1430 entstandene Crónica del Rey don Roderigo tradiert und unter anderem 1811 in Sir Walter Scotts Vision of Don Roderick aufgegriffen worden, das Delacroix als literarische Vorlage gedient haben könnte. Delacroix beschreibt das Schicksal des Roderigo in Verkehrung des traditionellen Herrschƒerporträts zu Pferde. Tödlich verwundet ist Rodrigo in der Schlacht gegen die Araber auf seinem Pferd zusammengesunken, das bei einem gefallenen Soldaten strauchelt. Krone und Zepter liegen am Boden. Mit Roderigo ging im Jahr 711 das Westgotenreich unter.
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