Wir werden mit größter Aufmerksamkeit angeschaut, auch hier wieder – wie in Brandauers Bild – diese Nähe der Untersuchung, die für den spezifischen Pinselschlag von Elke Krystufek allerdings notwendig ist: Nicht die Malerei passt sich dem Gegenstand an, sondern der Gegenstand muss so stark herangezoomt werden, dass er mit dieser einen, ausgeprägten künstlerischen Handschrift erfasst werden kann. Sie zeichnet malend, geht dem Gesicht Form um Form nach, legt die verschieden farbigen Pinselstriche übereinander, wie das Licht auf der Haut spiegelt und von nahem besehen alle diese reichen Töne hervorbringt. Wobei Elke Krystufek Licht macht; sie beabsichtigt keineswegs, nachzuahmen, was die fotografische Vorlage in Erinnerung hält. Die äußeren Anhaltspunkte, gewisse spezifische Charakteristika, aber der Ausdruck in dieser ganzen Möglichkeitsfülle der Person, des Gesichtes liegt in der Absicht der Malerin. Sie macht strahlend oder verdüstert, sie füllt oder entleert, sie hat das Modell natürlich in der Hand. Die Begegnung mit Kirsten Dene war drei Stunden lang und wurde von der Malerin auch für Fotos und Filmaufnahmen genutzt. Danach bestand die Absicht, die Schauspielerin ganz jung erscheinen zu lassen. Dafür mag es verschiedene Gründe geben, sie etwa für den Nachruhm – auf den die Ehrengalerie des Burgtheaters naturgemäß abzielt – möglichst frisch zu halten, in der Blüte, wie man sagt; kaum zu glauben. Vielmehr wird Elke Krystufek dieses Strahlende der Jugend jedes Alters durch das Gesicht der Schauspielerin hindurchleuchten gesehen haben, oder sie wollte ein Kompliment machen – von Frau zu Frau – und damit Stellung beziehen zu diesem leidigen Altersproblem; dass man sich damit derart herumschlagen muss, aus den verschiedensten Gründen, für sich, für andere, Männer oft genug, dass man älter werdend jünger wird, zumindest äußerlich, während Elke Krystufek sie ganz einfach jung sieht, malt – wir könnten jedem jederzeit dieses Kompliment machen, den Menschen so jung zu sehen, wie wir wollen. Das alles vor dem Hintergrund eines ganz andersartigen Selbstgespräches der Malerin: „How did Theater respond to Feminism? Queen Lear? The Turning of the Dick? Hamletta? Ophelius? Chance makes Thieves? Why does hardly anyone get paid 4 watching?” – das mag dann die entscheidende Frage sein, an die Schauspielerin, die Malerin gleichermaßen und fast so ohne weiteres an alle. (Text von Otmar Rychlik, aus dem Programm zur Eröffnung der Porträtgalerie Burgtheater)